Piratenpartei: Auslieferung von Assange gefährdet Pressefreiheit

Julian Assange darf an die USA ausgeliefert werden. Das stellte ein Londoner Berufungsgericht jetzt in einem Urteil fest.

 

Der Bundesvorsitzende der Piratenpartei Deutschland, Sebastian Alscher, kritisiert diese Entscheidung: "Die USA wollen an Julian Assange ein Exempel statuieren. Sie wollen erreichen, dass weitere Veröffentlichungen, die beispielsweise Kriegsunrecht aufdecken, unterbunden werden", so Alscher. Gerade die Veröffentlichung solcher Informationen unterliege aber in besonderem Maße der Pressefreiheit. Es müsse in aller Interesse sein, diese zu schützen. "Das politische Kalkül der USA, welches die demokratischen Grundwerte gefährdet oder gar einschränkt, darf niemals aufgehen", sagt der Alscher weiter.

 

Kriegsverbrechen ungeahnten Ausmaßes

 

Dem gebürtigen Australier Assange werde vorgeworfen, der ebenfalls jahrelang dafür inhaftierten Chelsea Manning geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen zu veröffentlichen. Dieses Material habe Kriegsverbrechen zuvor ungeahnten Ausmaßes im Irak und in Afghanistan aufgedeckt. Stefano Tuchscherer, stellvertretender politischer Geschäftsführer der Piratenpartei, erklärt zum Fall Assange:

"Die Auslieferung von Julian Assange an die USA hat weitreichende Folgen für Journalisten, die Missstände oder staatliche Kriegsverbrechen aufdecken. Pressevertreter und Blogger stehen unter dem besonderen Schutz der Pressefreiheit, statt für ihre Arbeit wie Kriminelle verfolgt zu werden. Die Öffentlichkeit muss staatliche Verbrechen kennen, um sie unterbinden und die Verantwortlichen - statt die Enthüller - zur Rechenschaft zu ziehen."

 

Komplott gegen Julian Assange geschmiedet

 

Der UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer sei im November 2019 nach einer eingehenden Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass Julian Assange durch ein Komplott zwischen den USA, Großbritannien, Schweden und Ecuador über einen längeren Zeitraum psychologischer Folter ausgesetzt war und sich dadurch in akuter Lebensgefahr befinde. Er sehe darin einen Präzedenzfall für ein repressives Vorgehen gegen einen investigativen Journalisten, den man notfalls auch mit politischer Verfolgung und Folter zum Schweigen zu bringen versucht. pm, ots

 

English version

 

Julian Assange may be extradited to the USA. This is what a London court of appeal has now ruled.

 

The Federal Chairman of the Pirate Party Germany, Sebastian Alscher, criticises this decision: "The USA wants to make an example of Julian Assange. They want to ensure that further publications that expose wartime injustice, for example, are prevented," said Alscher. The publication of such information, however, is particularly subject to the freedom of the press. It must be in everyone's interest to protect it. "The political calculation of the USA, which endangers or even restricts basic democratic values, must never be allowed to succeed," Alscher continues.

 

War crimes of unimaginable proportions

 

Australian-born Assange is accused of helping Chelsea Manning, who was also imprisoned for years for this, to publish secret material of US military operations. This material had uncovered war crimes of previously unimagined proportions in Iraq and Afghanistan. Stefano Tuchscherer, deputy political director of the Pirate Party, said of the Assange case: "The extradition of Julian Assange to the US has far-reaching consequences for journalists who expose abuses or state war crimes. Press representatives and bloggers are under the special protection of freedom of the press instead of being prosecuted like criminals for their work. The public needs to know about state crimes in order to stop them and hold those responsible - rather than the whistleblowers - accountable."

 

Plot against Julian Assange forged

 

The UN Special Rapporteur, Nils Melzer, had concluded in November 2019, after an in-depth investigation, that Julian Assange had been subjected to psychological torture over an extended period of time by a conspiracy between the US, the UK, Sweden and Ecuador, putting his life in acute danger. He sees this as a precedent for repressive action against an investigative journalist whom one tries to silence, if necessary, with political persecution and torture. pm, ots