Die Diesel-Prämien sind mittlerweile verpufft

Die nächsten Monate werden für die Autobauer in Deutschland schwerer. Die Nachfrage bei privaten Autokäufer wird schwächer. Das zeigen die Anteile der Privatkunden an den Pkw-Neuzulassungen. Im Februar waren lediglich 35,3 Prozent  aller Neuwagen auf Private zugelassen. Im Jahr zuvor waren das noch 36,8 Prozent. Der Trend zu niedrigeren Privatkundenanteile läuft schon seit August letzten Jahres. Das sagt unser Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, der für uns die aktuelle Rabattsituation auf dem deutschen Automarkt analysiert.

 

Die Rabatte – gemessen nach dem CAR-Rabatt-Index - steigen kontinuierlich seit Juli letzten Jahres. So erreichte im Februar 2019 der CAR-Rabatt-Index 152 Punkte. Das sind zwei Punkte mehr als im Vormonat und nicht mehr weit entfernt von der historischen Höchstmarke von 154 Punkten im November 2017. Damals hatte – ausgelöst durch den VW-Konzern - eine Verschrottungsprämien-Hype für alte Diesel-Pkw den Markt getrieben. „Abwrack-Diesel“ wurden mit hohen Prämien aus dem Markt genommen. Jetzt sind die Auftragsbücher wieder dünner, aber der Abwrackzauber wirkt kaum mehr. 

 

Es bleiben überwiegend die neueren Euro 5 Diesel, die allenfalls mit Wechselprämien abgefischt werden können, was aber schlechte Gebrauchtwagenpreise für Diesel-Pkw nicht verhindert. Der deutsche Automarkt rutscht damit stärker in einen Krisenmodus. Die Autobauer werden gezwungen mit noch höheren Rabatten und einer Ausweitung der Dieselaktionen im Markt zu agieren. 

 

Historisches Rabatt-Niveau

 

Und so wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Monaten ein neues historisches Rabatt-Niveau, gemessen am CAR-Rabatt-Index, erreicht werden. Das Diesel-Pulver ist verschlossen, die Privatkunden werden mit der schwieriger werden Konjunktur vorsichtiger. Die Autobauer greifen auf das alte Muster, noch mehr Rabatte, zurück.

 

Das zeigt sich deutlich am CAR-Rabatt-Index für den Monat Februar. So stiegen die Rabatte bei Internetvermittler auf den hohen Wert von 19 Prozent Rabatt für die 30-meistverkauften Neuwagen. Gleichzeitig stiegen auch leicht die Kundenvorteile bei

Sonderaktionen als auch die Eigenzulassungen gegenüber dem Vormonat. Die Anzahl der Sonderaktionen ist zwar leicht gesunken, aber was jetzt im Markt ist, bringt dem Käufer höhere Rabatte.

 

Ungewohnt hohe Nachlässe für BMW

 

Premiumhersteller sind von hohen Rabatten nicht mehr verschont. Im Rabattwettbewerb unterscheiden sich Premiumhersteller immer weniger vom Volumengeschäft, so wie es etwa VW, Skoda oder Hyundai betreiben. So wurde im Monat Februar die meistverkaufte Variante des BMW X1 im Schnitt mit 20,6 Prozent  Rabatt angeboten, beim „normalen“ BMW 1er waren es 22 Prozent  Nachlass und beim BMW 5er immerhin 19,3 Prozent. In der Spitze lag übrigens der BMW 1-er Rabatt bei einen großen Internetvermittler bei 23,3 Prozent.

 

Bei Audi liegt man nicht ganz so hoch. Wir gehen davon aus, dass sich dies durch den aggressiveren Preisauftritt bei BMW im deutschen Markt ändert und Audi in der nächsten Zeit nachzieht. Den absolut höchsten Rabatt unter den 30-meistverkauften Neuwagen gibt es bei Fiat mit 26,6 Prozent auf den Fiat 500. In der Spitze erreichte der Fiat 500 bei einem großen Internetvermittler den Rabatt von 28 Prozent. Wer also bei der LIDL-Aktion im letzten Monat leer ausging fällt nicht ins „bodenlose“.

 

Opel Ankündigung des werthaltigeren Verkaufs nicht erkennbar

 

Gestiegen sind die Internet-Rabatte auch bei Opel. Der Astra liegt bei 25,4 Prozent Rabatt und muss schon noch eine Weile im Markt bleiben. Gewohnt hoch bei Opel auch die Eigenzulassungen von 45 Prozent  der Neuwagen Zulassungen im Monat Januar. Die Opel-Ankündigungen, dass man werthaltiger verkaufen will, sind an den Rabattdaten nicht zu erkennen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Da schneidet der klassische Opel-Rivale Ford deutlich besser ab. Dort liegen zwar die Internetrabatte hoch, aber bei Eigenzulassungen hat Ford einen Anteil von gerade mal 19 Prozent

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Die Opel-Ankündigungen des werthaltigeren Verkaufs sind auch nicht neu, sondern werden fast gebetsmühlenhaft seit dem früheren Opel-Chef K.T. Neumann verkündet. Also im Vertrieb hat der Wechsel von GM zu Peugeot-Citroen Opel nichts oder sogar weniger gebracht. Man muss davon ausgehen, dass mit einem schwächerem europäischen Markt und dem schwieriger werdenden deutschen Markt die Sparrunden bei Opel eher verstärkt werden. Die Stimmung in Rüsselsheim bleibt gedrückt, Erfolgsmeldungen sind fehl am Platz.

 

Diesel-Eintauschprämien laufen weiter – wenig Wirkung erwartet

 

Die Wechselprämien für Diesel laufen zwar weiter, aber an den sinkenden Privatkundenanteilen und den gestiegenen Rabatten bei Internetvermittlern – die ohne Umweltprämien berechnet werden – zeigt sich, dass man beim Altdiesel sein Pulver verschossen hat. Audi, VW, Skoda, Seat und Opel versuchen zwar durch Ausweitung der Diesel-Prämien weiteres Volumen zu erhalten, aber allzu viel dürften auch diese Erweiterungen nicht bringen.

 

Im Einzelnen lesen sich die Prämien ganz nett, aber die Enttäuschung bei der Gebrauchtwagenbewertung des Alt-Diesels beim Händler erschreckt eher und verhindert auch mittelfristig eher einen Neukauf. Wer einem so hohen Wertverlust gegenübergestellt wird, fasst den Neuwagenkauf nur mit sehr spitzen Fingern an.

 

Fazit: Nächste Monate werden schwer

 

Der deutsche Automarkt steht mitten in einer neuen großen Rabattrunde. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass neue Höchstwerte beim CAR-Rabatt-Index in den nächsten Monaten erreicht werden. Mit im Rabattrennen sind alle – die Premiumhersteller wie etwa BMW, aber auch die Ankündigungsweltmeister von werthaltigeren Verkauf.

 

Automessen wie Genf bringen da keinerlei Entlastung – auch schon deshalb weil eine ganze Reihe von Autobauern schon gar nicht mehr hingehen. Opel, Ford, Hyundai, Volvo, Jaguar, Landrover fehlten etwa in Genf. Auf das Elektroauto warten die meisten, die 48 Volt Hybride sind kaum im Markt und beim Diesel überlegen die Menschen eher dreimal, bei noch so vielen Beteuerungen für Euro 6d. Schlechtere Konjunktur, überschaubare Neuerungen, leer-gefischte Altdieselbestände, wirkungskose Wechselprämien,… es gibt wenig Gründe die dafür sprechen, dass im deutschen Automarkt der Frühling anbricht. Das Gegenteil ist der Fall, die Rabatte kommen statt Verkaufs-Frühling, Die nächsten Monate werden schwer. Ferdinand Dudenhöffer

 

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