Einwohnerzahl in Ostdeutschland auf historischem Tiefstand

Das zeigt eine neue wirtschaftshistorische Studie der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts. Die Einwohnerzahlen beider Landesteile drifteten trotz Wiedervereinigung nahezu ungebremst auseinander.

 

Die anhaltende Wucht der deutschen Teilung werde bis heute in der Öffentlichkeit völlig unterschätzt. "Dieser Aspekt wird häufig übersehen und bedarf besonderer politischer Berücksichtigung“, sagt Studienautor Felix Rösel.

„Dresden und Leipzig hätten heute doppelt so viele Einwohner und wären Millionenstädte, wenn sie genauso wie der Westen gewachsen wären“, rechnet der Ifo-Forscher vor. Beide sächsische Großstädte haben gegenwärtig etwa 550.000 Einwohner. Die Hauptursache für den Bevölkerungsschwund ist laut Rösel die Massenflucht aus Ostdeutschland von 1949 bis zum Mauerbau im Jahr 1961.

 

Abwanderung nach der Wende vor 30 Jahren

 

Darüber hinaus fehlte Ostdeutschland auch die Zuwanderung junger Gastarbeiter in den 1960er und frühen 1970er Jahren. Schließlich trug auch die Abwanderung nach der Wende vor genau 30 Jahren zu der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung bei. Vor der deutschen Teilung vor rund 70 Jahren hatten sich Ost- und Westdeutschland dagegen nahezu parallel entwickelt.

„Einkommen und Arbeitslosenquoten in Ost und West gleichen sich zwar langsam an, aber die Bevölkerungszahlen driften immer weiter auseinander“, sagt Rösel.

 

Der ländliche Raum in Ostdeutschland ist ausgeblutet

 

Der Forscher weist damit auch die jüngsten Überlegungen zu einer Konzentration öffentlicher Fördermittel auf ostdeutsche Großstädte zurück. „Der ländliche Raum im Osten ist infolge der deutschen Teilung regelrecht ausgeblutet. Ein Ende der Förderung des ländlichen Raumes in Ostdeutschland wäre eine doppelte und deshalb besonders ungerechte Bestrafung. Wir brauchen genau das Gegenteil und müssen den sozialen Zusammenhalt sowohl in den Städten als auch in der Fläche fördern.“ pm, ifo, mei