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Das Interview  ·  06. August 2019

Die Entscheidung für eine Ausbildung fällen junge Menschen spät

Herr Ziemer, wie viele Betriebe in Hessen bilden eigentlich aus? 

 

FRANK ZIEMER: Es sind circa 14.000 Unternehmen, die zurzeit im Bereich der gewerblichen Wirtschaft in Hessen ausbilden. 

 

Es könnten doppelt so viele Ausbildungsbetriebe sein. Warum sind es so wenige? 

 

ZIEMER: Es kann nicht jeder Betrieb ausbilden. Die Auflagen, die das Berufsbildungsgesetz macht und die Industrie und Handelskammern überwachen müssen, können nicht von jeder Firma erfüllt werden. So ist zum Beispiel der hohe Spezialisierungsgrad einzelner Firmen der Grund dafür, dass eine Ausbildung dort allein nicht stattfinden kann. Eine weitere Qualifikationsanforderung ist das Vorhandensein eines geeigneten Ausbilders. Diese Qualifikationen werden in der Regel durch das Ablegen der Ausbildereignungsprüfung nachgewiesen. Und: Ausbildung ist neben der hohen Verantwortung auch eine finanzielle Herausforderung für kleine Betriebe. 

 

Passen denn Ausbildungsangebote und Bewerber „räumlich“ zusammen? 

 

ZIEMER: Von den bei der IHK Frankfurt neu eingetragenen Auszubildenden wohnen zwei Drittel nicht im IHK-Bezirk. Das zeigt, dass die Attraktivität der IHK-Unternehmen und die Mobilität der Bewerber aus dem Umland durchaus kompatibel sind. In den Flächenkammern im Süden und Norden von Hessen sieht die Situation bedingt durch Infrastruktur etwas anders aus. Hier müssen Unternehmen mehr Aufwand betreiben, um Auszubildende in der Region zu finden und zu binden. 

 

Was macht es den Betrieben so schwer, geeignete Azubis zu gewinnen?

 

ZIEMER: Der Trend zum höheren Bildungsabschluss ist ungebrochen beziehungsweise steigt weiter an. Dies entzieht dem Ausbildungsmarkt ein großes Potenzial an geeigneten Bewerbern. Und: Ausbildungsbetriebe finden teilweise keine Bewerber mehr, obwohl sie schon von ihren Mindestvorstellungen der Vorbildung abrücken. 

 

Sind die Unternehmen zu „anspruchsvoll“? 

 

ZIEMER: Die Inhalte der Ausbildungsverordnungen setzen zum Beispiel in den technischen oder IT Berufen bestimmte Grundqualifikationen in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern voraus, die nicht von allen erfüllt werden können. Da das Unternehmen aber mit dem Vertrag auch die Verantwortung für das Erreichen des Ausbildungsziels mit trägt, muss es eine positive Prognose geben, dass dies mit der beim Bewerber vorhandenen Basis gewährleistet werden kann. 

 

Kommen wir zu den Bewerbern. Gibt es bei denen neue Verhaltensmuster zu beobachten?

 

ZIEMER: Der Ausbildungsmarkt hat sich auch von Seiten der Bewerber geändert. Die Entscheidung für oder gegen eine Ausbildung fällt später oder wird im Laufe des Entscheidungsprozesses revidiert. Das zeigt sich an der Eintragung von Ausbildungsverträgen bei den Kammern. Während vor einigen Jahren die Stellen in den Unternehmen nahezu alle bereits zu Jahresbeginn besetzt waren, werden Stellen heute bis kurz vor Ausbildungsbeginn ausgeschrieben und besetzt. Diese Entwicklung zeigt sich auch an der großen Resonanz der Firmen für das Format Speed-Dating, bei dem noch kurz vor den Ferien offene Stellen besetzt werden. 

 

Ist eine Ausbildung bei jungen Menschen unattraktiv? 

 

ZIEMER: Das dürfte sie nicht sein, denn Unternehmen und Verbände sind stets bemüht die Ausbildungsberufe den aktuellen Erfordernissen anzupassen. In den letzten zehn Jahren wurden von den Sozialpartnern fast die Hälfte der 327 staatlich anerkannten Ausbildungsberufe neu erlassen beziehungsweise modernisiert. Darüber hinaus wurden die Strukturen mit der Aufnahme von Wahl- und Zusatzqualifikationen sowie Fachrichtungen flexibler gemacht. Dies macht es Unternehmen leichter passgerecht auszubilden, aber auch starke Auszubildende durch Zusatzqualifikationen zu fördern. 

 

Was hat die duale Ausbildung noch zu bieten?

 

ZIEMER: Weitere „moderne“ Ausbildungsformen, die das Spektrum dualer Ausbildung für leistungsstarke nach oben erweitern, sind das ausbildungsintegrierte duale Studium Hessen sowie Kombimodelle für Abiturienten, die Ausbildungsberuf und Weiterbildungsqualifikation verbinden. Beides sind praxisorientierte Instrumente, die Unternehmen zur Qualifizierung ihres Führungskräftenachwuchses gerne nutzen. Mit der Einführung des E-Commerce-Kaufmanns im Jahr 2018 wurde die duale Berufsausbildung der wachsenden Bedeutung des Internethandels in unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft gerecht. mei"

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