Hidden Champions oder wie Unternehmen zu Weltmarktführern werden

Heute sind Google, Amazon, Facebook und Apple Unternehmen, die die technologische Entwicklung dominieren und weltweite Standards setzen. Damit drohen sie, zu Quasi-Monopolen zu werden, was die Regulierung auf nationaler und internationaler Ebene herausfordert, um Marktmacht einzuschränken, den Wettbewerb zu sichern und gesellschaftspolitische Rahmen­bedingungen zu garantieren.

 

Auf einer wissenschaftlichen Tagung, die unter der Leitung von Wolfgang Quaisser in der Akademie für Politische Bildung Tutzing stattfand, wurde diese Thematik diskutiert. Hier die Statements der Teilnehmer:

 

Irene Bertschek, ZEW, Mannheim, weist darauf hin, dass die digitale Ökonomie stark durch die fünf Tech-Giganten – Alphabet/Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft – geprägt ist. Der Wert der angebotenen Produkte und Dienste der digitalen Global Player steige mit der Zahl der Nutzer: Je mehr Menschen die Google-Suche nutzen, umso besser werde der Algorithmus trainiert. Je größer die Angebotsvielfalt auf Amazon, umso attraktiver sei die Plattform für Konsumenten. Netzwerkeffekte seien somit ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg der Digitalunternehmen und trügen zu einer monopolistischen Marktstruktur bei.

 

Ein nicht zu enger Ordnungsrahmen kann helfen

 

Franz Josef Pschierer, MdL, Staatsminister a.D., stellt die Frage nach der Intensität des Eingreifens in die private Wirtschaftstätigkeit. Für den verantwortungsvollen Wirtschaftspolitiker gelte es, das richtige Maß aus »so viel wie nötig« und »so wenig wie möglich« zu finden. In Bezug auf den nationalen Rahmen, auf Gründer sowie kleine und mittelständische Unternehmen, sei ein klar definierter und nicht zu enger Ordnungsrahmen, der mithelfe, unternehmerische Freiheit in einen fairen Wettbewerb zu lenken, nötig. Von globaler Perspektive aus betrachtet, brauche es Regeln für einen fairen Wettbewerb und eine nachhaltige Entwicklung. Hier stehe die Politik in der Verantwortung, die Regeln für die Globalisierung so zu setzen, dass nicht nur wenige, sondern möglichst viele von ihr profitieren.

 

Die deutsche Wirtschaft ist gut aufgestellt

 

Vor dem Hintergrund der großen globalen Herausforderungen durch Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Ressourcenverknappung sieht Michael Grömling, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, die industriebasierte deutsche Wirtschaft gut aufgestellt. Entscheidend werde allerdings sein, ob sich die historisch gewachsene Struktur der deutschen Wirtschaft auf die notwendigen industriellen Problemlösungen ausrichten könne. Eine stimmige Kombination von Standortfaktoren sei dafür ausschlaggebend, da die Digitalisierung die Produktionsfaktoren und ihre Interaktion im gesamtwirtschaftlichen Produktionsprozess verändern werde. Dafür müsse permanent investiert werden. Denn es seien bei der Forcierung des Digitalisierungsgrads der deutschen Wirtschaft noch große Anstrengungen erforderlich.

 

Reichtum an sehr findigen Unternehmen

 

Markus Taube, Universität Duisburg-Essen, erläutert, dass die ostasiatischen Volkswirtschaften weit mehr als staatlich gesteuerte Wirtschaftsmaschinen sind. Im Gegenteil, es findet sich hier ein Reichtum an sehr findigen Unternehmern, die nicht nur gelernt hätten, im Angesicht mächtiger Partei- und Regierungsorganisationen zu überleben, sondern auch aus der Position eines underdogs heraus auf den Weltmärkten zu prosperieren. Es lohne sich, einen genaueren Blick auf die im Hintergrund versteckten Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle, Strategien und Managementstile zu werfen und zu sehen, welche innovative Ansätze in China und Südkorea entwickelt worden seien.

 

Regionale Handelsabkommen müssen vorangetrieben werden

 

Nach Ansicht von Henning Klodt, ehem. Institut für Weltwirtschaft, Kiel, ist die Zeit eines weltumspannenden Multilateralismus auf absehbare Zeit zum Ende gekommen. Eine Möglichkeit, die internationalen Wirtschaftsbeziehungen unter den veränderten Rahmenbedingungen erfolgreich zu gestalten, sei das Vorantreiben regionaler Handelsabkommen, da ein ungebremster Rückfall in den nationalen Protektionismus noch problematischer wäre. pm, ifo