Autoexperte rechnet mit großen Arbeitsplatzverlusten bei Opel

Ende des Jahres 2021 würden nach unseren Analysen Opel-Vauxhall noch 26.100 Beschäftigte haben – das sind 11.300 Beschäftigte weniger als bei der Übernahme durch PSA. Um das Jahr 2023 könnte dieser Schrumpfungsprozess mit 24.800 Beschäftigen mit einen Abbau von 12.430 Mitarbeiter einen Zwischenstand haben.  

 

Ein Teil der PSA-Strategie „Push to Pass“ läuft darauf hinaus, Opel-Vauxhall immer stärker in PSA einzuordnen  – letztendlich zum Markenlogo. Ein Zeichen dafür ist die geänderte Rechnungslegung des PSA-Konzerns. Mit Vorstellung der H1, 2019 Geschäftsergebnis hat PSA mitgeteilt, in seinem Autogeschäft in der Berichterstattung nicht mehr zwischen den Geschäftseinheiten Peugeot-Citroen-DS und Opel-Vauxhall zu unterscheiden.

 

PSA fasst alles in einer "verwaschenen" Berichtsgröße zusammen

 

Es gibt nur noch eine „verschmolzene“ Autoberichterstattung. Dies ist im krassen Gegensatz etwa zum VW-Konzern, bei dem jede einzelne Marke über ihr Geschäft berichtet. Dort hält man die eigenen Geschäftseinheiten klar nach außen getrennt. Bei PSA wird alles in einer „verwaschenen“ Berichtsgröße zusammengefasst. Die Eigenständigkeit von Opel-Vauxhall ist Historie. Vorteil für PSA – man kann bei Opel durchregieren ohne dass die Öffentlichkeit präzise Informationen hat.

 

Strategische Steuerungsgröße „Wages to Revenue“

 

Eine zentrale strategische Steuerungsgröße bei „Push To Pass“ ist das Verhältnis zwischen Personalausgaben und Umsatz (Wages to Revenue Ratio). In der Autoindustrie liegt diese Größe bei den Autobauern oft um die 13 Prozent, sprich 13 Prozent des Umsatzes wird benötigt, um die Mitarbeiter zu bezahlen. Je geringer die „Wages to Revenue Ratio“, umso größer ist bei gleichem Umsatz ceteris paribus der Gewinn.  Im Rumpfjahr 2017 nach der PSA-Übernahme – vom August bis Dezember- lag die Kennziffer bei 15,2%. Im Jahre 2018 bei 12,6% und nach unseren Berechnungen kann man für das Jahr 2021 von 10,5% und 2023 von 9,8% ausgehen. Den Kennzifferwert 9,8% hat übrigens die Autosparte Peugeot-Citroen-DS (PCD) im Jahre 2018 erreicht. Also sollte dies für Opel-Vauxhall erst recht möglich sein. Auch deshalb, weil der Kern oder die Plattform neuer Fahrzeugmodelle in Paris – und eben nicht in Rüsselsheim – entsteht. Also müssten „Wages To Revenue“ bei Opel-Vauxhall sogar unter den PCD-Werten möglich sein.

 

 

Ein Fazit: Opel - eine endliche Geschichte

  •  Opel wird geschrumpft und verwaschen Der Sanierungsplan von Carlos Tavares „Push to Pass“ ist äußerst herausfordernd und aggressiv. Über die zentrale Steuerungsgröße „Wage to Revenue“ wird der Personalabbau „berechnet“. Nach unserer eher konservativen Simulation fallen dabei bei Opel-Vauxhall mittelfristig mehr als 12.000 Arbeitsplätze weg. Ein höheres jährliches Umsatzwachstum von mehr als 3%, würde zwar erlauben mehr Beschäftigte zu halten. In dem eng umkämpften europäischen Automarkt ist dies in den nächsten Jahren nach unserer Einschätzung nicht möglich.
  • In Deutschland schrumpft Opel stärker Der Aufwand pro Mitarbeiter ist nach unseren Daten bei Opel-Vauxhall etwa 30 Prozent höher als bei Peugeot-Citroen-DS. Während im Jahr 2018 bei Opel-Vauxhall knapp 76.000 Euro Aufwand pro Mitarbeiter anfielen, waren es bei PCD nach unseren Berechnungen weniger als 55.000 Euro. Dies zeigt auch der Industrie-Arbeitskostenvergleich zwischen Deutschland und Frankreich. In Deutschland betrugen 2018 im Schnitt in der Autoindustrie die Kosten (einschließlich Personalzusatzkosten)  einer Arbeitsstunde mit 53,80 Euro. In Frankreich waren es 40,00 Euro. Längerfristig steht damit die Beschäftigung bei Opel in Deutschland unter einem sehr schwierigen Stern. Es macht für Tavares viel Sinn, in Deutschland zusätzlich abzubauen. Dann kann er seine „Wages to Revenue“-Kennziffer weiter verbessern. Und so wie Tavares agiert, wird er dies auch tun. Weitere Abfindungsprogramme kommen nach unserer Einschätzung damit auf die Agenda. Beispielhaft ist das erkennbar an der Verkleinerung des Warenverteilzentrums in Rüsselheim. So wurde am 14. 8. 2019 nach Presseberichten über den Personalabbau im Rüsselheimer Warenverteilzentrum durch einen Opel-Sprecher mitgeteilt, dass  künftig nur noch 100 beschäftigte in dem Logistik-Center arbeiten werden. Eine sehr subtile, Stück für Stück Verkleinerung von Teileinheiten, um öffentliches Aufsehen zu vermeiden scheint der Kern, der von Opel Chef Lohscheller und seinem PSA Chef Carlos Tavares durchgeführten Opel-Schrumpfstrategie.
  • Tavares setzt VW & CO unter Druck  Selbstverständlich können VW und die anderen Autobauer das aggressive „Wages to Revenue“-Programm von Tavares nicht ignorieren. Tavares erhöht somit den Wettbewerbsdruck und den Druck auf Arbeitsplätze bei anderen Autobauern und Zuliefern in Deutschland. Für die Arbeitnehmer in Deutschland könnte PSA-Chef Tavares damit zur Schreckensfigur werden.
  • Opel wird als Unternehmen unkenntlich und zum reinen Label Was Opel genau ist und ausmacht, wird in der Zukunft immer weniger erkennbar werden. Während Seat, Skoda oder andere VW-Konzernmarken noch Eigenständigkeit als Unternehmen besitzen, geht Opel völlig in PSA auf oder – wenn man es patriotisch betrachtet - unter. Opel wird in der Zukunft nicht mehr als etwa der Importeur Peugeot Deutschland oder der Peugeot-Importeur in Niederlande. Die Fahrzeuge werden überwiegend in Paris entwickelt, in Rüsselheim übt man sich mit ein paar Designern am Logo der ge-badgeten PSA-Opels.
  • Opel wird zum Label – und sonst nichts. Die Autoverkäufe unter dem Namen Opel mit Fahrzeugen auf PSA-Technik beschreiben Opel in der Zukunft. Für PSA ein profitables Geschäft. Ferdinand Dudenhöffer