Die Kraft der Erinnerungskultur nicht unterschätzen

 In dem Gottesdienst, der von polnischen und deutschen Christinnen und Christen gemeinsam vorbereitet und gestaltet wurde, sagte die Beauftragte des Rates der EKD für die deutsch-polnischen Beziehungen: "Sich erinnern ist keine leichte Übung. Eine Zumutung bisweilen. Sich erinnern zwingt dazu, hinzuschauen und nachzufühlen. Sich erinnern ruft zur Verantwortung und fordert zur Stellungnahme heraus. Dass dies heute, 80 Jahre nach den Ereignissen des 1. September 1939, möglich ist; dass wir uns gemeinsam erinnern und gemeinsam erzählen: Das erfüllt mich mit dankbarer Ehrfurcht." 

 

Bischof Jerzy Samiec, Präsident des Polnischen Ökumenischen Rates, sagte in seiner Predigt: "Wenn wir uns heute an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erinnern, sollten wir Christen von unserer Verantwortung für unsere Gegenwart und Zukunft sprechen". Um diese Verantwortung zu übernehmen, würden Christinnen und Christen über drei Instrumente verfügen. "Das erste besteht darin, sich in sozialen Fragen auf allen Ebenen - von den Kommunen bis zu den Parlamenten - zu engagieren. Das zweite besteht darin, über die Gefahren zu sprechen und die Entscheidungsträger unter Druck zu setzen, damit sie ihre Eigeninteressen zurückstellen. Wir müssen sie auch an ihre Verantwortung für ihre Worte erinnern, denn Worte sind äußerst kraftvoll und können sehr viel Schmerz und Unheil verursachen", so der Bischof. Das dritte Instrument sei das Gebet. 

 

Der 1. September 1939 darf nicht in Vergessenheit geraten

 

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, sprach ein Grußwort. Er forderte, dass die Geschehnisse des 1.September 1939 nicht in Vergessenheit geraten dürften: "Wahrheit ist das Gegenteil von Vergessen! Und allen, die vergessen oder vergessen wollen, rufen wir zu: Als Christinnen und Christen lassen wir nicht nach, die Erinnerung wachzuhalten! Und noch etwas: Gedenken ist in der Kirche ja nicht etwas ausschließlich Rückwärtsgewandtes; es findet immer seine Anwendung im Hier und Heute." 

Weitere Grußworte sprachen für den Präsidenten der Republik Polen Andrej Duda, Agnieszka Lenartowicz-Łysik, Rolf Wilhelm Nikel, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen, und Bischof Krzysztof Nitkiewicz, Vorsitzender des Rates für Ökumene der römisch-katholischen Polnischen Bischofskonferenz. 

 

Deutsche und polnische Zeitzeugen kam zu Wort

 

Zudem kamen in dem Gottesdienst auch polnische und deutsche Zeitzeugen zu Wort, unter anderem ein polnischer ehemaliger KZ-Häftling und ein deutscher Vertriebener. Junge Polen und Deutsche sprachen über ihre Vision eines friedlichen Europas. Der inhaltliche Bogen des Gottesdienstes von biographischen Leidenszeugnissen über Schritte der Versöhnung bis zum Bild eines neuen Zuhauses in Europa wurde von der Künstlerin Alisa Temchenko mit vier Bildtafeln gespannt und im Altarraum visualisiert. Der Gottesdienst wurde vom Deutsch-Polnischen Kontaktausschuss geplant. Dieses Begegnungs- und Beratungsgremium wurde 1974 zwischen dem Polnischen Ökumenischen Rat und der EKD - als ein Resultat der 1965 veröffentlichten EKD-Denkschrift "Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn" ("Ostdenkschrift") - gegründet. Seitdem hat der Ausschuss immer wieder Impulse zur Versöhnung zwischen Deutschen und Polen gegeben. pm, ots

 

 

 

English Version

 

In the service, which was prepared and organized jointly by Polish and German Christians, the representative of the EKD Council for German-Polish relations said: "Remembering is not an easy exercise, it is sometimes a compulsion to remind yourself to look Recall calls to accountability and demands the statement that this is possible today, 80 years after the events of September 1, 1939, that we remember together and tell each other: that fills me with thankful reverence. "

 

Bishop Jerzy Samiec, President of the Polish World Council, said in his homily, "If we remember the outbreak of World War II today, we Christians should speak of our responsibility for our present and future." To take on this responsibility, Christians would have three instruments. "The first is to engage in social issues at all levels - from local to parliaments - and the second is to talk about the dangers and pressure the decision makers to put their own interests back they must also remember their responsibility for their words, because words are extremely powerful and can cause a great deal of pain and evil, "the bishop said. The third instrument is prayer.

 

The chairman of the Association of Christian Churches in Germany (ACK), Archpriest Radu Constantin Miron, gave a greeting. He demanded that the events of September 1, 1939 should not be forgotten: "Truth is the opposite of oblivion! And we call to all who want to forget or forget: As Christians, we do not cease to keep the memory alive And another thing: in the church, remembrance is not something that is exclusively backward-looking, it always finds its application in the here and now. "

 

Other greetings were addressed to the President of the Republic of Poland Andrej Duda, Agnieszka Lenartowicz-Łysik, Rolf Wilhelm Nikel, Ambassador of the Federal Republic of Germany to Poland, and Bishop Krzysztof Nitkiewicz, Chairman of the Council for Ecumenism of the Roman Catholic Polish Episcopal Conference.

 

German and Polish witnesses spoke

 

In addition, the service included Polish and German witnesses, including a Polish former concentration camp prisoner and a German exile. Young Poles and Germans talked about their vision of a peaceful Europe. The content of the worship service from biographical passions of suffering to the steps of reconciliation to the image of a new home in Europe was drawn by the artist Alisa Temchenko with four panels and visualized in the sanctuary. The service was planned by the German-Polish Contact Committee. This meeting and advisory body was founded in 1974 between the Polish Ecumenical Council and the EKD - as a result of the 1965 published EKD memorandum "The situation of the displaced and the relationship of the German people to its eastern neighbors" ("Ostdenkschrift"). Since then, the committee has repeatedly provided impulses for reconciliation between Germans and Poles. pm, ots, mei