Minijobs: Der Niedriglohnsektor darf nicht ausgeweitet werden

„Die Entwicklung am Arbeitsmarkt in Hessen ist positiv. Und trotzdem ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, die Anzahl der geringfügig Beschäftigten zu senken. Das ist beschämend!“, sagte Rudolf. Anstatt sich für Gute Arbeit einzusetzen, knicke die CDU vor der Arbeitgeberlobby ein und wolle die Minijobs sogar ausweiten.

 

Würde die Grenze dann – wie von der CDU gefordert – im fünf-Jahres-Rhythmus beständig weiter erhöht werden, lebten wir irgendwann in einer Minijob-Republik. Für die Beschäftigten, insbesondere für Frauen, bedeute das: niedrige Löhne und eine verschwindend geringe soziale Absicherung. Das sei für den DGB nicht hinnehmbar. Seit Jahren beobachtet der DGB Hessen-Thüringen, wie insbesondere der Handel und die Gastronomie verstärkt im Weihnachtsgeschäft auf diese Beschäftigungspraxis zurückgreife.  „In jedem Jahr ist im Dezember ein signifikanter Anstieg in diesen Bereichen zu verzeichnen. Leidtragende sind die Beschäftigten, die in prekären Arbeitsverhältnissen stecken. Ein gutes Unternehmen sorgt hier mit Langzeitarbeitskonten vor, um Spitzen abzufangen – das passiert jedoch insgesamt in Hessen noch viel zu selten", so Rudolph weiter.

 

600.000 Menschen arbeiten als Minijobber

 

In Hessen seien 2019 knapp 600.000 Minijobberinnen und Minijobber tätig gewesen. Hierbei gebe es im zurückliegenden Jahr einen Anstieg – sowohl bei besonders jungen, als auch bei älteren Menschen. Laut einer DGB-Berechnung von 2017 würden durch die Anhebung der "Minijobgrenze" auf 550 Euro bundesweit eine halbe Million reguläre Beschäftigungsverhältnisse in Minijobs verdrängt werden.

 

Keine Zementierung des Niedriglohnsektor notwendig

 

„Wir brauchen keine weitere Zementierung des Niedriglohnsektors“, sagt Rudolph mit Blick auf die stetig abnehmende Tarifbindung bei den hessischen Unternehmen. Es werde eine umfassende Reform der Minijobs gebraucht, die eine vollständige Absicherung der Beschäftigten zum Ziel habe – vom ersten Euro an. Bei den Beiträgen zur Sozialversicherung müssten nach dem DGB-Konzept die Arbeitgeber bei sehr geringen Einkommen einen größeren Teil der Sozialversicherungsbeiträge übernehmen. Erst ab einer Grenze von 850 Euro solle die paritätische Finanzierung greifen. mei

 

English version

 

Michael Rudolph, chairman of the DGB Hesse-Thuringia, praises the labour market figures in Hesse, but criticises the decision at the CDU party conference to raise the marginalisation threshold for mini-jobs to 550 euros.

 

"The development on the labour market in Hesse is positive. And yet it has not been possible in recent years to reduce the number of people in marginal employment. That is shameful," said Rudolf. Instead of advocating for good work, the CDU is giving in to the employer lobby and even wants to expand the mini-jobs.

 

If the border were then - as demanded by the CDU - to be constantly raised every five years, we would eventually be living in a mini-job republic. For the employees, especially for women, this means low wages and a negligible amount of social security. This was unacceptable for the DGB. For years the DGB Hessen-Thüringen has been observing how the retail trade and gastronomy in particular are increasingly resorting to this employment practice in the Christmas business.  "In each year a significant rise is to be registered in December within these ranges. The employees, who are in precarious working conditions, are suffering. A good enterprise provides here with long-term work accounts before, in order to intercept peaks - that happens however altogether in Hessen still much too rarely , so Rudolph further.

 

600,000 people work as mini-jobbers

 

In Hesse, almost 600,000 mini-jobbers were employed in 2019. In the past year, there has been an increase - both among particularly young and among older people. According to a 2017 DGB calculation, raising the "minijob limit" to 550 euros would displace half a million regular jobs in minijobs nationwide.

 

No cementing of the low-wage sector necessary

 

"We do not need any further cementing of the low-wage sector", Rudolph said in view of the steadily decreasing collective bargaining obligations of Hessian companies. A comprehensive reform of the mini-jobs is needed, with the aim of providing full security for employees - from the first euro onwards. According to the DGB concept, employers with very low incomes would have to pay a larger proportion of social security contributions. Parity financing should only take effect from a limit of 850 euros. mei