Die UN ist von Entwicklungszielen noch weit entfernt

Bereits bis 2020 soll die Jugendarbeitslosigkeit deutlich eingedämmt werden. Fünf Jahre nach Verabschiedung des Aktionsplans hat die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer Bilanz gezogen. Demnach wird es immer unwahrschein-licher, dass die "Ziele zur nachhaltigen Entwicklung" erreicht werden.

 

"Wir hinken allen Zielen hinterher. Der Klimawandel, zunehmende Konflikte und mangelnder politischer Wille verhindern den Fortschritt und haben viele Erfolge vergangener Jahre sogar wieder zunichtegemacht. Und angesichts des hohen Bevölkerungswachstums, mit dem wir in den nächsten Jahrzehnten rechnen, werden die Herausforderung enorm wachsen", sagt Louay Yassin, Sprecher der SOS-Kinderdörfer in München. 

 

Die wichtigsten Punkte für Kinder - eine Zwischenbilanz

 

  • Beseitigung der extremen Armut Seit 1990 ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, weltweit von 36 Prozent auf 10 Prozent gesunken. Aber die Fortschritte sind zu gering, um das Ziel, die Armut bis 2030 zu beseitigen, zu erreichen. Nach Schätzungen der UN werden es 2030 immer noch 6 Prozent sein. Kinder sind überproportional betroffen: Aktuell lebt jedes fünfte Kind in extremer Armut. 
  • Den Hunger beenden Trotz weltweiter Anstrengungen, den Hunger zu beseitigen, ist die Zahl der Menschen, die hungern, im dritten Jahr in Folge gestiegen. 2018 litten immer noch 822 Millionen Menschen an Hunger. Besonders dramatisch ist die Situation in Afrika, wo der Hunger in allen Ländern zunimmt. In Ostafrika ist ein Drittel der Menschen betroffen. "Gerade für Kinder sind die Auswirkungen massiv. Hunger und Unterentwicklung sind für viele Jungen und Mädchen ein Todesurteil", sagt Louay Yassin. 
  • Kinder- und Müttersterblichkeit reduzieren Die Kinder- und Müttersterblichkeit konnte weltweit reduziert werden. Aktuell sterben täglich 17000 Kinder weniger als 1990. Allerdings sind immer noch jährlich über fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren betroffen. "Und auch das ist eine Tatsache: In armen Familien sterben doppelt so viele Kinder wie in wohlhabenden! Ihr Tod könnte bei entsprechender Versorgung in vielen Fällen verhindert werden", sagt SOS-Sprecher Yassin. Die höchste Kindersterblichkeit liegt in Afrika südlich der Sahara sowie in Südasien vor: Vier von fünf Kindern, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, kommen aus diesen Regionen. 
  • Gleiche Rechte für Jungen und Mädchen Für Mädchen hat sich Einiges verbessert: Die Zahl der Mädchen unter 18, die verheiratet sind, ist auf 650 Millionen gesunken. Allein in Asien wurde die Zahl der verheirateten Mädchen um ein Viertel verringert. Auch bei der weiblichen Genitalverstümmelung gibt es Fortschritte: Wurde in den 30 am meisten betroffenen Ländern im Jahr 2000 noch jedes zweite Mädchen beschnitten, ist es derzeit etwa jedes dritte. "Dennoch sind wir von Gleichberechtigung meilenweit entfernt. Mädchen und Frauen erleiden weiterhin Diskriminierung und Gewalt und werden häufig auch durch die Gesetze benachteiligt", sagt Yassin. So gäbe es in 49 Ländern keine gesetzlichen Regelungen, die Frauen vor häuslicher Gewalt schützten. 
  • Schulbildung für alle Gingen noch im 2000 15 Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule, waren es 2008 nur noch 9 Prozent. Seitdem stagniert die Zahl jedoch. Besonders in Konflikt- und Kriegsgebieten haben viele Jungen und Mädchen keine Chance auf Bildung. Nur jedes zweite Kind in diesen Regionen besucht die Schule. "Besonders beunruhigt uns auch die mangelhafte Qualität der Bildung. Nicht einmal die Hälfte aller weltweiten Grundschulkinder verfügt über Basiskenntnisse in Lesen und Rechen", sagt Yassin. 
  • Jugendarbeitslosigkeit soll signifikant verringert werden Als eines von wenigen Zielen soll die deutliche Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit bereits bis 2020 erreicht werden. "Auch davon sind wir weit entfernt", sagt Yassin. Zwar konnte sich der globale Arbeitsmarkt von der Weltwirtschaftskrise inzwischen erholen - im Vergleich zu 6,6 Prozent Arbeitslosen 2009 waren es 2018 fünf Prozent-, aber für die Jugendlichen sieht die Situation weiterhin düster aus. Sie waren mehr als doppelt so häufig betroffen. Mit 11,8 Prozent liegt die Zahl 2018 zwar unter den 12,6 Prozent von 2013, aber von einer signifikanten Verbesserung kann keine Rede sein. "Wenn Jugendliche keine Chance haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und sich in ihre Gesellschaften einzubringen, hat das gravierende Auswirkungen. Es ist ein Hemmnis für den Fortschritt und gefährdet den Frieden", sagt Yassin. 
  • Ende jeglicher Kinderarbeit bis 2025 Die Beseitigung jeglicher Kinderarbeit soll bereits 2025 erreicht werden. "Wir müssen unsere Anstrengungen auch hier deutlich intensivieren, um dieses wichtige Ziel zu erreichen", sagt Yassin. Denn aktuell müssten immer noch weltweit 152 Jungen und Mädchen arbeiten, 73 Millionen davon gehen gefährlicher Kinderarbeit nach. Im Jahr 2012 waren es 168 Millionen Jungen und Mädchen, von denen 85 Millionen besonders gefährliche Arbeiten verrichten mussten. "Der Fortschritt ist viel zu gering", sagt Yassin. pm, ots BildrechteSOS-Kinderdörfer weltweit Fotograf: Philipp Hedemann 

English version

 

Five years ago the member states of the United Nations agreed on new development goals for 2030. According to these goals, in 15 years there should be no more poverty and hunger, every child should receive an education, health care should be improved and men and women should live together on equal terms. What has become of it?eready until 2020 the youth unemployment is to be curbed clearly. Five years after the adoption of the action plan, the aid organisation SOS Children's Villages has taken stock. According to this, it is becoming increasingly unlikely that the "goals for sustainable development" will be achieved.

 

"We are lagging behind all the goals. Climate change, increasing conflicts and a lack of political will are preventing progress and have even cancelled out many of the successes of past years. And in view of the high population growth that we expect to see in the coming decades, the challenge will grow enormously," says Louay Yassin, spokesperson for SOS Children's Villages in Munich. 

 

The most important points for children - an interim balance

 

Eradicating extreme poverty Since 1990, the number of people living in extreme poverty has fallen from 36 percent to 10 percent worldwide. But progress is too slow to meet the target of eradicating poverty by 2030. According to UN estimates, it will still be 6 percent in 2030. Children are disproportionately affected: Currently, one child in five lives in extreme poverty. 

 

Ending hunger Despite worldwide efforts to eliminate hunger, the number of people suffering from hunger has risen for the third year in a row. In 2018, 822 million people were still suffering from hunger. The situation is particularly dramatic in Africa, where hunger is increasing in all countries. In East Africa, one third of the people are affected. "For children in particular, the effects are massive. Hunger and underdevelopment are a death sentence for many boys and girls," says Louay Yassin. 

 

Reducing child and maternal mortality Child and maternal mortality has been reduced worldwide. Currently, 17,000 children die every day less than in 1990, but more than five million children under the age of five are still affected every year. "And that too is a fact: twice as many children die in poor families as in wealthy ones! Their death could be prevented in many cases with appropriate care," says SOS spokesperson Yassin. The highest child mortality rates are found in sub-Saharan Africa and South Asia: Four out of five children who die before their fifth birthday come from these regions. 

Equal rights for boys and girls For girls, things have improved: the number of girls under 18 who are married has fallen to 650 million. In Asia alone, the number of married girls has been reduced by a quarter. There has also been progress in female genital mutilation: While in the 30 most affected countries every second girl was still circumcised in 2000, this figure is now around one in three. "Yet we are still miles away from equality. Girls and women continue to suffer discrimination and violence, and are often also disadvantaged by the law," says Yassin. In 49 countries, for example, there are no legal regulations that protect women from domestic violence. As recently as 2000, 15 percent of children of primary school age did not attend school; by 2008, this figure had fallen to just 9 percent. Since then, however, the number has stagnated. Particularly in conflict and war zones, many boys and girls have no chance of education. Only every second child in these regions attends school. "We are also particularly concerned about the poor quality of education. Not even half of all primary school children in the world have basic skills in reading and arithmetic," says Yassin. 

 

Youth unemployment to be significantly reduced One of the few targets is to achieve a significant reduction in youth unemployment as early as 2020. "We are a long way from achieving this too," says Yassin. Although the global labour market has now recovered from the global economic crisis - compared with 6.6 percent unemployment in 2009, the figure was five percent in 2018 - the situation for young people remains bleak. They were affected more than twice as often. At 11.8 per cent, the figure for 2018 is below the 12.6 per cent for 2013, but there can be no question of a significant improvement. "If young people have no chance to earn a living and become involved in their societies, this has serious consequences. It is an obstacle to progress and endangers peace," says Yassin. 

 

End of all child labour by 2025 The elimination of all child labour is to be achieved as early as 2025. "We must intensify our efforts significantly here too in order to achieve this important goal," says Yassin. At present, there are still 152 boys and girls working worldwide, 73 million of whom are engaged in dangerous child labor. In 2012, there were 168 million boys and girls, 85 million of whom had to perform particularly dangerous work. "Progress is far too slow," says Yassin.

pm, ots, mei