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Das Interview  ·  13. Februar 2020

"Amtsträger haben Solidarität der Gesellschaft verdient"

 

Frau Professor Bannenberg, wie gefährlich ist der Job im öffentlichen Dienst in Hessen?

 

BRITTA BANNENBERG: Pauschal kann man das nicht sagen, manche Berufsgruppen sind deutlich mehr Aggressionen und Gewalttaten im beruflichen Alltag ausgesetzt als andere. 

 

Welche Berufsgruppen haben Sie befragt?

 

BANNENBERG: Mit unserer Studie wollten wir alle Beschäftigten im Öffentlichen Dienst in Hessen, die gewerkschaftlich organisiert sind, befragen. Das wären 45.000 Personen gewesen. Leider hat die Anfrage nicht alle Personen erreicht. Bei den 2185 Personen, die geantwortet haben, sind uns besonders gewaltbelastete Gruppen aufgefallen: Polizeibeamte, Lehrkräfte, Gerichtsvollzieher, Justizvollzugsbeamte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und der Jobcenter. Es gibt sicher weitere belastete Berufsgruppen, diese wurden aber mit unserer Studie nicht erreicht.

 

Was hat Sie bei Ihrer Befragung am meisten schockiert? 

 

BANNENBERG: Die teilweise massiven und lebensgefährlichen körperlichen Angriffe, aber auch die enorme Feindseligkeit, die sich in drastischen Beleidigungen und Bedrohungen niederschlägt. Die offenen Antworten aus den genannten Berufsgruppen sprechen da eine deutliche Sprache. 

 

Welche Berufsgruppen haben in ihrem Job am meisten mit Bedrohungen zu rechnen?

 

BANNENBERG: Polizeibeamte, Gerichtsvollzieher und Justizvollzugsbedienstete erleben sehr häufig Gewalt in allen Facetten.

 

Was treibt die Täter zu ihren Gewalttätigkeiten? Welche „Motivation“ verbirgt sich dahinter?

 

BANNENBERG: Das ist sehr unterschiedlich, je nach Berufsgruppe. Impulsivität und Wut bei gewaltbereiten Tätern, denen Zwangsmaßnahmen drohen ebenso wie aggressive Personen, die Existenzängste haben und die bürokratischen Schwierigkeiten an Bediensteten auslassen. Im schulischen Bereich unflätige und ungehemmt aggressive Schülerinnen und Schüler, zum Teil aber auch deren Eltern.

 

Wer sind die Täter und wer die Opfer? Gibt es geschlechterspezifische Auffälligkeiten?

 

BANNENBERG: Ja, Männer erleben mehr körperliche Angriffe. 

 

Wie gehen die Opfer mit der Aggression und Gewalterfahrung in ihrem Berufsalltag um?

 

BANNENBERG: Sehr unterschiedlich. Ein Teil der Vorfälle wird nicht sehr ernst genommen, andere verfolgen die Betroffenen ein Leben lang und machen ein sehr großes Unbehagen im beruflichen Alltag. Von Angst, Hilflosigkeit, Traurigkeit über Ärger und Wut bis zu erhöhter Vorsicht ist alles dabei. Manche denken über einen Berufswechsel nach.

 

Was wünschen sich die Betroffenen an Hilfestellung von ihren Vorgesetzten und ihrem Arbeitgeber?

 

BANNENBERG: Unterschiedlich. Mehr Unterstützung durch Vorgesetzte. Mehr konsequente Reaktionen der Strafjustiz. Technische und bauliche Verbesserungen und/oder Aus- und Fortbildung mit Elementen von Eigensicherung und Deeskalation.

 

Wie verhalten sich Vorgesetzte, wenn Mitarbeiter solche Straftaten melden?

 

BANNENBERG: Es wird häufiger abgewiegelt, als man glauben möchte. Vorbildliche Unterstützung gibt es auch, aber eben auch nicht selten den Versuch, den Vorfall nicht weiter zu thematisieren.

 

Welche Empfehlungen leiten Sie aus Ihrer Studie ab?

 

BANNENBERG: Weitere vertiefende Forschung. Analyse der Verbesserungsvorschläge bei besonders betroffenen Berufsgruppen. Die Gesellschaft ist gefordert: Wenn Amtsträger angegriffen werden, erwarten sie zu Recht Solidarität und eine Ächtung dieser Gewalt. mei

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