Gewaltforscher: Hanauer Amoklauf ähnelt islamistischen Anschlägen in Paris

"Die gegenwärtigen Terrorakte von Hanau und Halle haben in Teilen Terroraktionen aus anderen extremistischen Bereichen adaptiert. Die Tat wird nach einer Radikalisierungsphase in Gruppen von einer Person ähnlich verübt, wie wir es aus dem Bereich des islamistischen Terrors kennen. Das, was in Hanau passiert ist, haben wir in Teilen in Paris 2015 gesehen. Der Täter schießt offen und gewissermaßen im Vorbeigehen in eine Bar hinein, wo Menschen sich amüsieren, die dem Feindbild entsprechen", sagte Zick dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". 

 

Neu scheine ihm die öffentliche Inszenierung der Tat. "Ebenso die Selbsthinrichtung und die Hinrichtung der Mutter erscheinen zunächst untypisch für den rechtsextremen Terror." Nach Hanau hält Zick weitere rechtsextremistische Anschläge für möglich: "Diese Terrorakte kommen in Wellen, und wir kennen seit den 1990er Jahren die Wahrscheinlichkeit von Nachahmungstaten. Es leben hier einige hochradikalisierte Personen, die gewaltbereit sind und sicherlich darüber nachdenken, welches Zeichen sie nun setzen können." 

 

Täter hat nicht als "einsamer Wolf" gehandelt

 

Dass der Täter von Hanau als "einsamer Wolf" gehandelt hat, hält Zick für unwahrscheinlich. "Es gibt nach Forschungslage keine einsamen Wölfe. Diese Annahme hat die Analyse von Einzelfällen widerlegt. Es gibt zum Tatzeitpunkt Einzeltäter, aber in der wichtigen Phase ihrer Radikalisierung sind sie vernetzt, haben Gruppen, die sie stärken und Druck ausüben und wesentlich sind für die Radikalisierung. Der Täter in Hanau kommt aus Gruppen, seien es auch nur digitale Gruppen, und er handelt für Gruppen, auch wenn diese so, wie er denkt, nicht existieren. Ebenso hat er ein Unterstützungsnetzwerk, wo er die Ideologien und Waffen beschaffen kann", so Zick weiter. pm, ots

 

English version

 

Violence and conflict researcher Andreas Zick of the University of Bielefeld compares the alleged right-wing extremist attack in Hanau with the Islamist attacks in Paris in 2015. 

 

"The current terrorist attacks in Hanau and Halle have in part adapted terrorist actions from other extremist areas. After a phase of radicalisation in groups, the act is carried out by one person in a similar way as we know it from the field of Islamist terror. We have seen what happened in Hanau in parts in Paris 2015. The perpetrator shoots openly and, as it were, in passing into a bar where people are having fun who correspond to the image of the enemy," Zick told the Bielefeld newspaper "Westfalen-Blatt". 

 

The public staging of the crime seems new to him. "Likewise, the self-execution and the execution of the mother at first seem untypical for the extreme right-wing terror." After Hanau, Zick considers further right-wing extremist attacks possible: "These acts of terror come in waves, and we have known since the 1990s about the probability of imitation acts. There are some highly radicalized people living here who are prepared to use violence and are certainly thinking about what kind of sign they can now set." 

 

Perpetrator did not act as a "lone wolf"

 

That the perpetrator of Hanau acted as a "lone wolf" is something Zick considers unlikely. "Research shows that there are no lone wolves. This assumption has been refuted by analysis of individual cases. There are lone wolves at the time of the crime, but in the important phase of their radicalization they are networked, have groups that strengthen them and exert pressure and are essential for radicalization. The perpetrator in Hanau comes from groups, even if they are only digital groups, and he acts for groups, even if they do not exist as he thinks they do. He also has a support network where he can get the ideologies and weapons," continues Zick. pm, ots, mei