SPD-Oberbürgermeister kritisiert das Corona-Krisenmanagement von Bund und Ländern

"Man konnte fast den Eindruck bekommen, die Politik befindet sich im Wettstreit darüber, wer schneller zu noch drastischeren Maßnahmen greift", schrieb der Chef der Landeshauptstadt in einem Gastbeitrag für die Düsseldorfer "Rheinischen Post".

 

Geisel sagte weiter: "Angst, bisweilen panische Angst vor dem Virus beherrscht vielerorts die Diskussion, insbesondere in den sozialen Medien. Ich bin überzeugt, es ist höchste Zeit, einmal innezuhalten, um darüber nachzudenken, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind." Das Düsseldorfer Stadtoberhaupt befürchtet, dass Deutschland einen nahezu vollständigen Shutdown nicht lange überstehen könne.

 

Erste Betriebe haben bereits Insolvenz angemeldet

 

"Die wirtschaftlichen Folgen zeichnen sich schon heute ab", sagte Geisel. Die ersten Betriebe im Hotel- und Gaststättengewerbe hätten bereits Insolvenz angemeldet. Auch größere Unternehmen, so Geisel, würden einen monatelangen Stillstand des wirtschaftlichen Lebens kaum überstehen. "Auch die vollmundig angekündigten großzügigen staatlichen Rettungsschirme werden mangels staatlicher Einnahmen auf Dauer wohl nicht durchzuhalten sein", sagte der SPD-Kommunalpolitiker.

 

Nur kleiner Bruchteil der Bevölkerung betroffen

 

Geisel wies darauf hin, dass sich der ganz überwiegende Teil der kritischen Krankheitsverläufe auf einen Personenkreis beschränke, der einen vergleichsweise kleinen Bruchteil der Gesamtbevölkerung ausmache. Daher sei es zum gegenwärtigen Zeitpunkt geboten, die Verbreitung des Virus "mit allen Mitteln einzudämmen", um Zeit zu gewinnen, diese "vulnerable Gruppe" zu definieren und zu sensibilisieren - und gleichzeitig die Kapazitäten unseres Gesundheitswesens auszubauen.

 

Alte und Schwache vor einer Infektion schützen

 

Aber die politische Verantwortung gebiete es, schon heute eine Strategie zu entwickeln, "wann und wie wir das öffentliche Leben in Deutschland wieder hochfahren", erläuterte Geisel. Es sei letztlich niemandem geholfen, auf unabsehbare Zeit alle in Quarantäne zu nehmen. Vielmehr sei es "solidarisch, die Alten und Schwachen ganz gezielt vor einer lebensgefährlichen Infektion mit dem Virus zu schützen". pm, ots

 

English version

 

The Lord Mayor of Germany's seventh largest city, Thomas Geisel (SPD), opposes the hard corona course of the federal and state governments. "One could almost get the impression that politics is in competition with each other as to who will take even more drastic measures more quickly," wrote the head of the state capital in a guest article for the Düsseldorf "Rheinische Post".

 

Geisel continued: "Fear, sometimes panic fear of the virus, dominates the discussion in many places, especially in the social media. I am convinced that it is high time to stop and think about whether we are really on the right track". The head of the city of Düsseldorf fears that Germany cannot survive an almost complete shutdown for long.

 

First companies have already filed for insolvency

 

"The economic consequences are already apparent today," said Geisel. The first businesses in the hotel and restaurant industry had already filed for insolvency. Even larger companies, Geisel said, would hardly survive a month-long standstill in economic life. "Even the generously announced state rescue packages will probably not be sustainable in the long run due to a lack of state revenue", the SPD municipal politician said.

 

Only a small fraction of the population affected

 

Geisel pointed out that the overwhelming majority of critical illness processes are restricted to a group of people who make up a comparatively small fraction of the total population. Therefore, at the present time it is necessary to "contain the spread of the virus by all means" in order to gain time to define and sensitize this "vulnerable group" - and at the same time to expand the capacities of our health care system.

 

Protecting the old and weak from infection

 

However, Geisel explained that political responsibility requires that a strategy be developed today "as to when and how we will revive public life in Germany". Ultimately, it would not help anyone to quarantine everyone for the foreseeable future. Rather, he said, it was "a matter of solidarity to protect the elderly and weak in a targeted manner from a life-threatening infection with the virus". pm, ots, mei