In der Corona-Krise bricht die deutsche Wirtschaft um 16 Prozent ein

In die Schätzung flossen die Angaben der Unternehmen zur Kapazitäts-auslastung im Januar und April sowie die tatsächliche und erwartete Veränderung der Umsätze im ersten und zweiten Vierteljahr ein. 

 

„Damit dürfte das Bruttoinlands-produkt bereits im ersten Vierteljahr um 1,9 Prozent gesunken sein und dann im zweiten um 12,2 Prozent einbrechen“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturprognosen. „Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um kalenderbereinigt 6,6 Prozent schrumpfen; berücksichtigt man die vergleichsweise vielen Arbeitstage, verringert sich der Rückgang auf 6,2 Prozent.“

Wollmershäuser ergänzt: „Zurück zum Zustand vor Corona sind wir erst Ende 2021. Dann werden wieder so viele Waren und Dienstleistungen produziert wie in einer Situation ohne Corona-Krise. Das Bruttoinlandsprodukt muss dafür im Jahre 2021 um 8,5 Prozent zunehmen.“

 

Den größten Einbruch melden die Reisebüros

 

Den größten Einbruch der Geschäfte im April meldeten Reisebüros und ‑veranstalter (minus 84 Prozent), die Luftfahrtbranche (minus 76 Prozent), das Gastgewerbe (minus 68 Prozent), das Gesundheitswesen (minus 45 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (minus 43 Prozent) sowie der Fahrzeugbau (minus 41 Prozent). Einziger Gewinner der Corona-Krise war die Pharma-Industrie mit einem Anstieg der Auslastung um 7 Prozent.

 

Branchen erholen sich in unterschiedlichem Tempo

 

Nach Ende der Schließungen dürften sich die einzelnen Branchen in sehr unterschiedlichem Tempo erholen, unter der Annahme, dass die seit März geltenden Beschränkungen nur langsam ab Ende April aufgehoben werden. „Vor allem dort, wo Dienstleistungen für  Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Beherbergung und Gaststätten erbracht werden, werden die Folgen der Corona-Krise bis weit ins nächste Jahr hinein zu spüren sein“, sagt Wollmershäuser weiter.

 

Zuwächse werden deutlich geringer ausfallen

 

„Im Verarbeitenden Gewerbe dürfte die Wertschöpfung ihr Vorkrisenniveau in einem Jahr wieder erreichen. Entsprechend werden ab dem dritten Vierteljahr alle Wirtschaftszweige  zwar wieder Zuwächse verbuchen können. Diese werden aber deutlich geringer ausfallen als der Rückgang in der ersten Jahreshälfte.“ Bei alledem ist unterstellt, dass das Coronavirus in den kommenden Monaten zwar nicht besiegt, seine Ausbreitung aber eingedämmt und eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann. Auch wird angenommen, dass es zu keiner Insolvenzwelle kommt, weder in Deutschland noch in seinen Absatz- und Beschaffungsmärkten, die zu Verwerfungen im Finanzsystem führt und die eine Neuausrichtung globaler Wertschöpfungsketten erfordert. pm, ifo

 

English version

 

During the corona closures, economic output in Germany collapsed by 16 percent. This is the result of an evaluation of the Ifo surveys in April among about 8800 companies from almost all industries. The estimate was based on the companies' data on capacity utilisation in January and April and the actual and expected change in sales in the first and second quarters. 

 

"This means that gross domestic product is likely to have fallen by 1.9 percent in the first quarter and then slump by 12.2 percent in the second," says Timo Wollmershäuser, head of the ifo economic forecasts. "All in all, economic output is likely to shrink by a calendar-adjusted 6.6 percent this year; if the comparatively many working days are taken into account, the decline is reduced to 6.2 percent".

Wollmershäuser adds: "We won't be back to the pre-Corona situation until the end of 2021, when as many goods and services will be produced again as in a situation without the Corona crisis. The gross domestic product must therefore increase by 8.5 percent in 2021.

 

Travel agencies report the biggest break-in

 

Travel agencies and tour operators (down 84 per cent), the aviation industry (down 76 per cent), hotels and restaurants (down 68 per cent), healthcare (down 45 per cent), art, entertainment and recreation (down 43 per cent) and vehicle manufacturing (down 41 per cent) reported the biggest slump in business in April. The only winner of the corona crisis was the pharmaceutical industry, with an increase in capacity utilization of 7 percent.

 

Sectors recovering at different speeds

 

Once the closures have been completed, the individual sectors are likely to recover at very different rates, assuming that the restrictions in force since March are only lifted slowly from the end of April. "The consequences of the Corona crisis will be felt well into next year, especially in those sectors where services are provided for leisure, entertainment, culture, accommodation and restaurants," Wollmershäuser continues.

 

Growth will be significantly lower

 

"In the manufacturing industry, value added is likely to return to its pre-crisis level in a year's time. Accordingly, from the third quarter onwards, all sectors of the economy will be able to post growth again. However, these will be significantly lower than the decline in the first half of the year. All this is based on the assumption that the coronavirus will not be defeated in the coming months, but that its spread can be contained and a second wave of infection avoided. It is also assumed that there will not be a wave of insolvencies, neither in Germany nor in its sales and procurement markets, which would lead to distortions in the financial system and require a realignment of global value chains. pm, ifo, mei