Die europäischen Finanzmärkte erwarten lange anhaltende Krise

Die Finanzmarktteilnehmer rechnen mit Auswirkungen, die mindestens noch fünf Jahre auf die Wirtschaft durchschlagen.

 

Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen  Instituts für Wirtschafts-forschung (DIW Berlin). Die DIW-MakroökonomInnen Stephanie Ettmeier, Chi Hyun Kim und Alexander Kriwoluzky haben anhand von Unternehmensanleihen aus den vier größten EU-Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien untersucht, wie die Renditen auf die Corona-Pandemie reagieren. Ihr Ergebnis: Die Anleiherenditen steigen in allen Ländern und über alle Laufzeiten nach dem weltweiten Börsencrash am 9. März und dem italienischen Lockdown drastisch an.

 

Anleihen mit fünf Jahren Restlaufzeit legen am stärksten zu

 

Am stärksten legen aber die Renditen der Anleihen mit fünf Jahren Restlaufzeit zu. „Dies legt nahe, dass die Investoren an den Finanzmärkten nicht davon ausgehen, dass schon in diesem oder kommenden Jahr die Wirtschaft die Schäden ausgleichen kann, die durch die Corona-Maßnahmen verursacht wurden“, sagt Studienautorin Chi Hyun Kim.

 

Deutsches Rettungspaket wirkt auch positiv in anderen Ländern 

 

Überraschend ist auch, dass die Renditen der Unternehmensanleihen aus dem Finanzsektor nicht stärker steigen als die der Unternehmensanleihen aus der Realwirtschaft. „Offensichtlich erwarten die Finanzmärkte derzeit keinen Bankencrash, der aus den wirtschaftlichen Schäden der Corona-Pandemie folgt – zumindest noch nicht“, schließt Studienautor Alexander Kriwoluzky aus den Ergebnissen. 

 

Renditen beruhigen sich nach Ankündigung des deutschen Rettunhgspakets

 

Ebenfalls untersucht haben die DIW-ÖkonomInnen, wie die Renditen auf die jeweiligen geldpolitischen und finanzpolitischen Interventionen reagiert haben. Mithilfe einer Ereignisstudie nahmen sie die Renditen der insgesamt mehr als 2600 betrachteten Anleihen an den Tagen beziehungsweise Folgetagen unter die Lupe, an denen die nationalen Regierungen Krisenpakete oder EZB, EU und die G7 ihre Maßnahmen angekündigt haben. Deutlich wird, dass sich bei den fiskalpolitischen Interventionen lediglich nach der Ankündigung des deutschen Rettungspakets die Renditen beruhigen – aber nicht nur die deutschen, sondern auch die Renditen der italienischen, französischen und spanischen Anleihen. Dagegen verpuffen die Rettungspakete der französischen, italienischen und spanischen Regierungen weitestgehend wirkungslos am Anleihemarkt.

 

 

Die Maßnahmen aufeinander abstimmen

 

„Diese Ergebnisse machen zum einen deutlich, dass die Anstrengungen einzelner Regierungen nur dann wirken, wenn sie sehr groß angelegt sind. Und zum anderen, dass auf europäischer Ebene koordinierte Maßnahmen eher zum Ziel führen als nationale Alleingänge“, urteilt Studienautorin Stephanie Ettmeier „Für die Zukunft empfiehlt sich, geld- und fiskalpolitische Maßnahmen aufeinander abzustimmen. Insbesondere sollte eine fiskalpolitische Antwort von allen europäischen Ländern gemeinsam getragen werden, zum Beispiel über ein europäisches Konjunkturprogramm oder europäische Unternehmenskredite“. pm, diw

 

English version

 

It is now clear that the economic consequences of the corona pandemic are serious. But how long these effects will be felt is an open question. Financial market participants expect the effects to continue to impact the economy for at least another five years.

 

This is the result of a recent study by the German Institute for Economic Research (DIW Berlin). DIW macroeconomists Stephanie Ettmeier, Chi Hyun Kim and Alexander Kriwoluzky used corporate bonds from the four largest EU economies Germany, France, Italy and Spain to examine how yields are reacting to the corona pandemic. Their findings: Bond yields are rising dramatically in all countries and across all maturities following the global stock market crash on 9 March and the Italian lockdown.

 

Bonds with five years to maturity show strongest increase

 

However, yields on bonds with five years to maturity are showing the strongest increase. "This suggests that investors in the financial markets do not believe that the economy will be able to compensate for the damage caused by the corona measures this year or next," says study author Chi Hyun Kim.

 

German rescue package also has positive effects in other countries 

 

It is also surprising that the yields of corporate bonds from the financial sector are not rising more strongly than those of corporate bonds from the real economy. "Obviously, the financial markets do not currently expect a bank crash resulting from the economic damage of the Corona pandemic - at least not yet," concludes study author Alexander Krivoluzky from the results. 

 

Yields calm down after announcement of the German rescue package

 

The DIW economists also examined how yields reacted to the respective monetary and fiscal policy interventions. With the help of an event study, they examined the yields of the more than 2,600 bonds under review on the days or subsequent days on which the national governments announced crisis packages or the ECB, EU and G7 announced their measures. It becomes clear that the only time that yields on fiscal policy interventions calm down is after the announcement of the German rescue package - and not only German yields, but also the yields on Italian, French and Spanish bonds. By contrast, the rescue packages of the French, Italian and Spanish governments are largely ineffective in the bond market.

 

Coordinating the measures

 

"On the one hand, these results make it clear that the efforts of individual governments are only effective if they are very large-scale. And on the other hand, that measures coordinated at the European level are more likely to achieve their goals than national solo efforts," judges study author Stephanie Ettmeier. In particular, a fiscal policy response should be shared by all European countries, for example through a European economic stimulus package or European corporate loans". pm, diw, mei