Wirtschaftsforscher erwarten 2021 ein Wachstum von sechs Prozent in der Eurozone

Wie alle Staaten der Eurozone reagierte Deutschland mit harten Eindämmungsmaßnahmen, die das öffentliche Leben und die Wirtschaftsaktivität teilweise lahmlegten. Infolgedessen dürfte die Wirtschaftsleistung hierzulande für mehrere Wochen um etwa 20-25% unter dem Vorkrisenniveau gelegen haben, in der Eurozone sogar um etwa 30%.

 

Unter der Bedingung, dass eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann, sollte die Wirtschaftsaktivität im April ihren Tiefpunkt erreicht haben. Mit der Rücknahme vieler Einschränkungen dürfte sie sich bis zum Sommer zumindest teilweise normalisieren, was fast mechanisch zu einem sehr hohen Wachstum im dritten Quartal führt. Für das gesamte Jahr 2020 erwartet KfW Research einen Einbruch des deutschen BIP von -6%. In den anderen großen Eurostaaten (Frankreich, Italien und Spanien) dürfte die Rezession aufgrund einer stärkeren Betroffenheit durch das Coronavirus noch deutlich tiefer als in Deutschland ausfallen, sodass die Wirtschaftsleistung der Eurozone in diesem Jahr um -7% schrumpfen wird.

 

Das Warten auf eine Impfung oder ein Medikament

 

Für 2021 erwartet KfW Research ein Wachstum von +5% in Deutschland und +6% in der Eurozone. Die Rückkehr zu öffentlichem Leben und wirtschaftlicher Aktivität wird in Deutschland und Europa trotz der einsetzenden Lockerungsmaßnahmen nur schleppend verlaufen - vermutlich so lange, bis eine Impfung oder ein sehr effektives Medikament vorliegt. Vor allem wird es auch bis zur Verfügbarkeit von Schnelltests, der Möglichkeit Infektionsketten nachzuverfolgen und flächendeckenden Verhaltensprotokollen für verschiedene Wirtschaftszweige aus Angst vor Ansteckungen und der hohen wirtschaftlichen Unsicherheit eine deutliche Konsumzurückhaltung geben. Zudem beschränken weiterhin notwendige Sicherheitsmaßnahmen die Kapazität in einigen Branchen und die Industrieproduktion dürfte durch Unterbrechungen der Wertschöpfungsketten und Nachfrageausfälle für längere Zeit gestört sein. Solange die Krise nicht bei allen wichtigen Handelspartnern nachhaltig überwunden wurde, werden wohl viele Investitionen aufgrund der enormen Unsicherheit unterbleiben. 

 

Corona-Krise: Wie ein Blitz getroffen

 

"Die Corona-Krise hat Deutschland wie ein Blitz getroffen", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Eine Erholung dürfte zwar schon in der zweiten Jahreshälfte einsetzen, aber dennoch wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich erst im Herbst 2021 wieder erreicht. Die Kosten der Krise im Sinne der verlorenen Wirtschaftsleistung betragen dann etwa 300 Mrd. Euro." Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Dänemark. 

 

Die Regulierungsmaßnahmen helfen der Wirtschaft

 

"Ohne die schnelle Reaktion der Fiskal- und Geldpolitik würde die Rezession noch verheerender ausfallen", so Köhler-Geib. "Zuschüsse und Überbrückungskredite sowie diverse Anpassungen bei der Bankenregulierung oder dem Miet- und Insolvenzrecht helfen der Wirtschaft. Das Kurzarbeitergeld reduziert die laufenden Kosten, Arbeitsplätze bleiben erhalten und die Binnennachfrage wird gestützt. Der Großteil der Unternehmen dürfte zwar mit Blessuren, aber überlebensfähig durch die Krise kommen. Alle Maßnahmen können allerdings nur zur Überbrückung dienen. Wir müssen jetzt schnell mit Hilfe von Schnelltests, der Nachverfolgung von Infektionsketten und Verhaltensprotokollen Wege finden, Leben und Lebensunterhalt zugleich zu schützen." 

 

Die Abwärtsrisiken überwiegen

 

Für die aktuellen Konjunkturprognosen von KfW Research überwiegen jedoch die Abwärtsrisiken. Am offensichtlichsten ist die Gefahr einer zweiten Infektionswelle. Aber auch ökonomische Zweitrundeneffekte sind möglich, wenn es infolge der steigenden Verschuldung zu Staatsschulden- oder Bankenkrisen in Europa kommen sollte. Wichtig ist daher die Stabilisierungsfunktion der Geldpolitik, die allerdings durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gefährdet wird. Positive Überraschungen für die Konjunktur sind denkbar, etwa durch schnelle medizinische Fortschritte. pm, ots

 

English version

 

Since the beginning of March, the corona pandemic has hit Europe with full force, radically worsening the economic outlook. Like all countries in the euro zone, Germany reacted with tough containment measures, which partially paralysed public life and economic activity. As a result, economic output in Germany is likely to have been around 20-25% lower than pre-crisis levels for several weeks, and around 30% lower in the Euro-Zone.

 

Provided that a second wave of infection can be avoided, economic activity should have bottomed out in April. With the withdrawal of many restrictions, it should at least partially normalise by the summer, leading almost mechanically to very high growth in the third quarter. For 2020 as a whole KfW Research expects German GDP to slump by -6%. In the other large eurozone countries (France, Italy and Spain) the recession is likely to be much deeper than in Germany because of greater exposure to the corona virus, so that eurozone economic output will shrink by -7% this year.

 

Waiting for a vaccination or medication

 

For 2021 KfW Research expects growth of +5% in Germany and +6% in the eurozone. The return to public life and economic activity will be slow in Germany and Europe despite the loosening measures that have begun - presumably until a vaccination or a very effective drug is available. Above all, there will also be a marked reluctance to consume until rapid tests are available, infection chains can be traced and nationwide behavioural protocols for various sectors of the economy are in place due to fear of infection and the high level of economic uncertainty. In addition, necessary security measures continue to restrict capacity in some sectors and industrial production is likely to be disrupted for a long time due to interruptions in value chains and loss of demand. As long as the crisis has not been sustainably overcome in all major trading partners, many investments will probably not be made due to the enormous uncertainty. 

 

Corona crisis: struck like lightning

 

"The Corona crisis hit Germany like lightning," says Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chief Economist at KfW. "Although a recovery is likely to start in the second half of the year, the pre-crisis level will probably not be reached again until autumn 2021. The cost of the crisis in terms of lost economic output will then be around EUR 300 billion. This is roughly equivalent to the gross domestic product of Denmark. 

 

The regulatory measures help the economy

 

"Without the rapid response of fiscal and monetary policy, the recession would be even more devastating," said Köhler-Geib. "Subsidies and bridging loans as well as various adjustments in bank regulation or rental and insolvency law are helping the economy. The short-time working allowance reduces running costs, jobs are preserved and domestic demand is supported. The majority of companies are likely to come through the crisis with wounds, but with the capacity to survive. However, all measures can only serve to bridge the gap. We must now quickly find ways to protect lives and livelihoods at the same time with the help of rapid tests, tracing chains of infection and behavioural protocols". 

 

The downside risks outweigh

 

For the current economic forecasts of KfW Research, however, the downward risks predominate. Most obvious is the danger of a second wave of infection. However, economic second-round effects are also possible if the rising debt level should lead to sovereign debt or banking crises in Europe. The stabilising function of monetary policy is therefore important, although it is endangered by the ruling of the Federal Constitutional Court. Positive surprises for the economy are conceivable, such as rapid medical advances. pm, ots, mei