Naturforschende Akademie Leopoldina: Was jetzt getan werden muss, um weltweit die biologische Vielfalt zu retten

Die älteste naturforschende Akademie der Welt legte einen politisch ungefilterten Zehn-Punkte-Plan zur Bewältigung der Biodiversi-tätskrise vor. "Die klare und wissenschaftlich belegte Analyse zeigt eindringlich: Auch die deutsche Politik muss jetzt 'ohne Wenn und Aber' Verantwortung für die Rettung der biologischen Vielfalt übernehmen. Die Bundeskanzlerin muss das zur Chefsache machen, um eine wirksame Antwort auf den Zehn-Punkte-Plan zu finden", fordert Georg Schwede von der Campaign for Nature.

 

Wie schon der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) im letzten Jahr, zeichnen die Forscher ein ähnlich düsteres Bild vom Zustand der Biodiversität weltweit. Sie sehen die menschliche Existenz bedroht, wenn es nicht gelingt, eine grundlegende Trendwende im Umgang mit der Natur zeitnah einzuleiten. Dazu gehören laut Leopoldina deutlich verstärkte Maßnahmen zum Schutz bestehender natürlicher Lebensräume. Auch die Wiederherstellung von beeinträchtigten Lebensräumen und vor allem eine radikale Umkehr in der Landwirtschaft werden gefordert. Die Leopoldina macht die Landwirtschaft für 80 Prozent des Verlustes der biologischen Vielfalt verantwortlich. 

 

Zehn Punkte-Plan der Leopoldina

 

Der Zehn-Punkte-Plan der Leopoldina für eine Trendwende formuliert Forderungen an die Bundesregierung und die Europäische Union. Diese Forderungen gehen in vielen Bereichen über das hinaus, was in den in dieser Woche vorgestellten Strategien der Europäischen Kommission, der Biodiversitätsstrategie und der "Farm to Fork" Strategie, an Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität geplant ist. 

 

Insbesondere begrüßt die Campaign for Nature die Forderung der Wissenschaftler 

  • nach einer politischen Initiative zur Sicherung der Biodiversität auf 50 Prozent der Landfläche aller Ökoregionen der Erde und auf 40 Prozent der Meeresfläche durch Einrichtung, Finanzierung und Überwachung von wirksamen Schutzgebieten,
  • die finanzielle Stärkung der Schutzgebiete in Schwellen- und Entwicklungsländern, unter anderem als Ausgleichsmaßnahme, um den externen ökologischen Fußabdruck Deutschlands und der EU zu kompensieren. Dafür sollen zum Beispiel jährlich vier Milliarden Euro zur dauerhaften Finanzierung bereits bestehender Schutzgebiete in Afrika investiert werden,
  • einen Aktionsplan von EU, Deutschland und der Weltgemeinschaft zur Erreichung eines wirksamen Schutzes der verbliebenen Primärwälder der Erde, einschließlich eines Fonds der Weltgemeinschaft in ausreichender Höhe von 35 Milliarden Euro für zehn Jahre

Mit diesem Bericht sende die Leopoldina zum Weltbiodiversitätstag ein weiteres deutliches Zeichen an die Bundesregierung, dass und wie gehandelt werden muss, um die Biodiversitätskrise zu bewältigen, so Georg Schwede. "Dieser Bericht renommierter Wissenschaftler bestätigt uns auch in unserer Forderung, mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen bis 2030 unter wirksamen Schutz zu stellen. Dies würde den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten und gleichzeitig wirksame Beiträge zum Schutz vor Pandemien und zum Klimaschutz leisten", so Schwede. pm, ots

 

English version

 

To mark International Biodiversity Day, an interdisciplinary Leopoldina science team presented a comprehensive report on the global state of biodiversity. The oldest natural science academy in the world presented a politically unfiltered ten-point plan for overcoming the biodiversity crisis. "The clear and scientifically proven analysis clearly shows that German policymakers must now also take responsibility for saving biological diversity 'without ifs and buts'. The Chancellor must make this a top priority in order to find an effective response to the ten-point plan," demands Georg Schwede of the Campaign for Nature.

 

Like the World Biodiversity Council (IPBES) last year, the researchers paint a similarly bleak picture of the state of biodiversity worldwide. They see human existence threatened if a fundamental change in the way we treat nature is not achieved in a timely manner. According to Leopoldina, this includes significantly increased measures to protect existing natural habitats. They also call for the restoration of impaired habitats and, above all, a radical reversal in agriculture. Leopoldina blames agriculture for 80 percent of the loss of biodiversity. 

 

Ten point plan of the Leopoldina

 

The Leopoldina's ten-point plan for a turnaround formulates demands on the Federal Government and the European Union. In many areas, these demands go beyond the measures planned for the protection of biodiversity in the European Commission's strategies presented this week, the Biodiversity Strategy and the "Farm to Fork" Strategy. 

 

In particular, the Campaign for Nature welcomes the scientists' demand 

  • following a political initiative to safeguard biodiversity on 50 per cent of the land area of all the Earth's ecoregions and on 40 per cent of the marine area by establishing, financing and monitoring effective protected areas,
  • the financial strengthening of protected areas in emerging and developing countries, inter alia as a compensatory measure to offset the external ecological footprint of Germany and the EU To this end, for example, four billion euros are to be invested annually to provide long-term financing for existing protected areas in Africa,
  • an action plan by the EU, Germany and the global community to achieve effective protection of the world's remaining primary forests, including a global community fund of 35 billion euros for ten years

With this report, the Leopoldina is sending a further clear signal to the Federal Government on World Biodiversity Day that and how action must be taken to overcome the biodiversity crisis, said Georg Schwede. "This report by renowned scientists also confirms us in our demand to place at least 30 percent of land and sea areas under effective protection by 2030. This would halt the loss of biological diversity and at the same time make effective contributions to protection against pandemics and climate protection," said Schwede. pm, ots, mei