Manuela Schwesig über ihre Krebserkrankung: "Das schaffst Du jetzt auch noch"

Die vergangenen Monate, sagt die Ministerpräsidentin, hätten ihre "ganze Kraft gefordert. Wie soll es auch anders sein, wenn man gleich zwei Bedrohungen hat, die sich gegen einen wenden: die Bedrohung durch Corona für das Land, für die Bevölkerung. Und die Bedrohung durch die eigene Krankheit für mich."

 

Als die Pandemie begann, habe gerade das letzte Drittel ihrer Krebstherapie angefangen. "Die schlimmste Zeit lag zum Glück hinter mir", sagt Schwesig. Deshalb habe sie auch beschlossen, als Ministerpräsidentin weiterzumachen. Sie habe gedacht: "Wenn wir jetzt von Ärzten, Schwestern und Verkäufern erwarten, dass sie an vorderster Front gegen die Pandemie kämpfen oder dass sie den Laden am Laufen halten - dann gilt das erst recht für mich als Ministerpräsidentin." 

 

Besonderes Risiko eingehen

 

Ihr sei dabei klar gewesen, dass sie gesundheitlich ein besonderes Risiko eingehe. Sie habe aber entschieden: "Die Kapitänin geht als Letzte von Bord. Irgendwie habe ich gedacht, das schaffst du jetzt auch noch." Die Zeit der Therapie habe sich wie ein Marathon angefühlt. "Man wird demütig vor dem Leben", sagt Schwesig. 

 

Das war ein "Befreiungsschlag"

 

Manuela Schwesig hatte im September 2019 ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht. Damals sei das ein "Befreiungsschlag" gewesen. "Ich hatte eine Zeit hinter mir, in der nur mein Mann und ich die Krebsdiagnose mit uns herumtrugen." Sie hatte damals entschieden, den kommissarischen SPD-Vorsitz, den sie in der Zeit innehatte, niederzulegen, aber das Amt der Regierungschefin in Schwerin zu behalten. 

 

Politiker sollen einander Wertschätzung entgegenbringen

 

Manuela Schwesig will nach ihrer überstandenen Brustkrebserkrankung künftig stärker darauf achten, dass Politiker einander Wertschätzung entgegenbringen. "Ich nehme es mir für mich zumindest vor", sagt Schwesig. "Wenn man sich begegnet im politischen Betrieb, dann geht es oft um Probleme, dann ist wenig Zeit, einander zu fragen: Wie geht es dir?" Als sie aufgrund ihrer Krebstherapie eine Runde der Ministerpräsidenten auf der Zugspitze verpasst hatte, habe sie im Anschluss aber eine Karte erhalten, auf der alle Kollegen unterschrieben hatten. "So was kommt im politischen Alltag sonst nicht vor", sagt die SPD-Politikerin in der ZEIT. Überhaupt habe der öffentliche Zuspruch sie in den vergangenen Monaten sehr berührt. Sonst hätten Politiker häufig mit Wut und Anfeindungen zu tun. "Ich habe gelernt, dass die Gesellschaft oft viel menschlicher ist, als wir meinen", so Schwesig. pm, ots

 

English version

 

In the weekly newspaper "Die Zeit", Mecklenburg-Vorpommern's Minister President Manuela Schwesig speaks for the first time in detail about the fight against her cancer and the corona pandemic. The past few months, the Minister President says, have demanded her "full strength. How could it be otherwise when you have two threats at the same time that turn against you: the threat of corona for the country, for the population. And the threat of my own illness for me."

 

When the pandemic struck, the last third of their cancer treatments had just begun. "Fortunately the worst time was behind me," Schwesig said. That's why she had decided to continue as prime minister. She had thought: "If we now expect doctors, nurses and salespeople to be on the front line in the fight against the pandemic or to keep the shop running - then that applies all the more to me as Prime Minister". 

 

Take special risks

 

It was clear to her that she was taking a particular health risk. However, she had decided: "The captain is the last to leave the ship. Somehow, I thought you'd make it now." The therapy time felt like a marathon. "You become humbled before life," Schwesig says. 

 

It was a "liberation"

 

Manuela Schwesig had made her cancer public in September 2019. At that time it had been a "liberation blow". "I had a time when only my husband and I carried the cancer diagnosis with us." At that time she had decided to resign the provisional SPD presidency she held during that time, but to keep the office of head of government in Schwerin. 

 

Politicians should show appreciation for each other

 

Manuela Schwesig wants to pay more attention to the fact that politicians show appreciation for each other in the future after her breast cancer disease has been overcome. "At least I'm doing it for myself," says Schwesig. "When you meet in the political arena, it's often about problems, so there's little time to ask each other: How are you doing?" But when she missed a round of prime ministers on Zugspitze because of her cancer treatment, she received a card afterwards on which all colleagues had signed. "This doesn't happen in everyday politics", the SPD politician said in the newspaper "Die Zeit". In general, the public encouragement had touched her deeply in recent months. Otherwise politicians would often have to deal with anger and hostility. "I have learned that society is often much more human than we think," Schwesig says. pm, ots, mei