Kritik an Virologe Drosten: Rechercheanfrage von Journalisten auf Twitter veröffentlicht

Der DJV-Vorsitzende Frank Überall erklärte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung", "es ist unüblich, solche Anfragen zu veröffentlichen - vor allem dann, wenn es um exklusive und investigative Themen geht. Wenn zusätzlich auch noch persönliche Daten von Journalistinnen oder Journalisten wie eine Mobilnummer veröffentlicht werden, ist das völlig inakzeptabel", kritisierte Überall. 

 

Der DJV-Chef erklärte, zwar könne im Ausnahmefall ein besonderes öffentliches Interesse an einer Rechercheanfrage bestehen - "beispielsweise, wenn sie beleidigend ist oder man den objektiven Eindruck gewinnen muss, dass Suggestivfragen gestellt werden". Im Zweifel würde er aber nie den konkreten Wortlaut veröffentlichen, sondern nur den Umstand der Anfrage und gegebenenfalls ein herausgehobenes Zitat. 

 

Vollständige E-Mail-Anfrage veröffentlicht

 

Drosten hatte die vollständige E-Mail-Anfrage eines "Bild"-Reporters auf Twitter gepostet und mit dem Hinweis versehen, dass er sie als tendenziös empfinde und nicht beantworten werde. Die "Bild" hatte ihn mit kritischen Aussagen anderer Wissenschaftler zu Details einer Corona-Studie konfrontiert und um kurzfristige Stellungnahme gebeten. 

 

Drosten löschte später den Tweet

 

Später löschte Drosten den Tweet und ersetzte ihn durch einen ohne Kontaktdaten des Ressortleiters. Auch dies kann rechtlich verschieden bewertet werden. Der gängigen Rechtsprechung zu Folge kann das unautorisierte Veröffentlichen persönlich andressierter Mails wie auch eines Briefes auch dann unzulässig sein, wenn es sich um einen geschäftlichen Vorgang handelt. Verletzt wird in der Regel zumindest das Persönlichkeitsrecht. Für private Schreiben gilt dies umso mehr. Auch die Frage nach dem Urheberrecht kann gestellt werden. Die Anforderungen für Ausnahmen sind hoch. Sie setzen ein überragendes öffentliches und nicht nur persönliches Interesse voraus. Es drohen Unterlassung und Schadenersatz.

pm, ots

 

English version

 

The German Association of Journalists (DJV) has warned against following the example of the Charité virologist Christian Drosten and publishing critical research requests independently. DJV chairman Frank Überall explained in the "Neue Osnabrücker Zeitung" that "it is unusual to publish such inquiries - especially when it comes to exclusive and investigative topics. If in addition personal data of journalists are published like a mobile number, this is completely unacceptable", criticised Überall. 

 

The head of the DJV explained that in exceptional cases there could be a special public interest in a research request - "for example, if it is offensive or one has to gain the objective impression that suggestive questions are being asked". In case of doubt, however, he would never publish the specific wording, but only the circumstance of the query and, if necessary, a highlighted quotation. 

 

Complete e-mail inquiry published

 

Drosten had posted the complete e-mail request of a "picture" reporter on Twitter, stating that he considered it to be biased and would not answer. The "Bild" had confronted him with critical statements by other scientists about details of a Corona study and asked for a short-term statement. 

 

Drosten later deleted the tweet

 

Later Drosten deleted the tweet and replaced it with one without the contact details of the department head. This can also be legally assessed differently. According to current case law, the unauthorized publication of personally addressed mails or letters may be inadmissible even if it is a business transaction. As a rule, at least the right of personality is violated. This applies all the more to private letters. The question of copyright can also be raised. The requirements for exceptions are high. They presuppose an overriding public and not only personal interest. There is the threat of injunction and compensation for damages. pm, ots, mei