Fall Tönnies: Wegen der Corona-Fälle eskaliert der Familienstreit weiter

50-Prozent-Mitinhaber Robert Tönnies (42) äußert sich "schockiert über die hohe Zahl" der positiven Befunde und wirft der Firmenspitze um seinen Onkel Clemens Tönnies (64) schwere Versäumnisse vor. In einem Brief fordert er die Geschäftsleitung des Konzerns und mehrere Beiratsmitglieder zum Rücktritt auf. Das berichtet das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt. 

 

Der Sohn des 1994 verstorbenen Firmengründers Bernd Tönnies beklagt, dass die seit längerem von ihm geforderte Abschaffung der Werkverträge noch nicht erfolgt sei, obwohl diese auch Bestandteil einer 2017 geschlossenen Vereinbarung zwischen den Gesellschaftern - auf der anderen Seite Clemens Tönnies und dessen Sohn Max (30) - gewesen sei. "Dass gerade in Schlachtbetrieben die Infektionszahlen weit überdurchschnittlich hoch sind, ist ganz sicher auch dem System der Werkverträge geschuldet; es zwingt viele Arbeiterinnen und Arbeiter in unzumutbare Wohnverhältnisse, die mit einem hohen Ansteckungsrisiko verbunden sind und nur wenig Schutzmöglichkeiten bieten, wenn einmal eine Infektion auftritt", erklärt Robert Tönnies. 

 

 Vorstöße immer ignoriert worden

 

Er bedauere außerordentlich, dass die Abschaffung "bis heute nicht umgesetzt worden ist, denn das hätte den Menschen Leid erspart und unserem Unternehmen unnötigen Aufwand und Reputationsschaden". Seine Vorstöße dazu - zuletzt im Mai - seien immer wieder ignoriert und abgeblockt worden. "Dass sich aus dem überholten System der Werkverträge aufgrund seiner Struktur und seiner fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz unberechenbare Risiken ergeben, wurde immer wieder bestritten", so Robert Tönnies. 

 

Konzern steht vor einem Scherbenhaufen

 

Nun stehe der Konzern wegen der jahrelangen Untätigkeit vor einem "Scherbenhaufen" mit unkalkulierbaren Einbußen durch die Schließung sowie einem massiven Imageverlust. "Aufgrund dieses unverantwortlichen Handelns und der Gefährdung des Unternehmens und der Bevölkerung fordere ich die Geschäftsleitung und die verantwortlichen Beiratsmitglieder auf, die notwendigen Konsequenzen aus Ihrem Tun zu ziehen und geschlossen von Ihren Ämtern zurückzutreten", heißt es in dem am Mittwochabend an die Konzernmutter gesendeten Brief, der dem Westfalen-Blatt vorliegt. 

 

 Streitpunkt: Abschaffung der Werkverträge 

 

Die nicht erfolgte Abschaffung der Werkverträge sei auch als ein Streitpunkt in die Zerrüttungsklage aufgenommen worden, erklärt Robert Tönnies. Diese hatte der 50-Prozent-Gesellschafter im Sommer 2019 bei der Institution für Schiedsgerichtsbarkeit eingereicht. Er strebt die unternehmerische Trennung von seinem Onkel Clemens an, der den Konzern seit 26 Jahren führt. pm, ots

 

English version

 

The massive corona cases among the staff of the Tönnies meat company in Rheda-Wiedenbrück further fuel the bitter dispute between the shareholders that has been going on for years. 50 percent co-owner Robert Tönnies (42) is "shocked by the high number" of positive findings and accuses the company management around his uncle Clemens Tönnies (64) of serious omissions. In a letter, he calls on the Group's management and several members of the Advisory Board to resign. This is reported by the Westfalen-Blatt, which is published in Bielefeld. 

 

The son of company founder Bernd Tönnies, who died in 1994, complains that the abolition of contracts for work, which he had been demanding for some time, has not yet been carried out, although it was also part of an agreement concluded in 2017 between the shareholders - on the other hand Clemens Tönnies and his son Max (30). "The fact that the number of infections is far above average, especially in slaughterhouses, is certainly also due to the system of work contracts; it forces many workers into unacceptable housing conditions, which are associated with a high risk of infection and offer little protection if an infection should occur," explains Robert Tönnies. 

 

Advances have always been ignored

 

He expressed his deep regret that the abolition "has not been implemented to date, because it would have saved people suffering and our company unnecessary effort and damage to its reputation". His attempts to achieve this - most recently in May - have been repeatedly ignored and blocked. "The fact that unpredictable risks arise from the outdated system of contracts for work and services due to its structure and lack of social acceptance has been denied again and again," said Robert Tönnies. 

 

Group faces a shambles

 

Now, due to years of inactivity, the group is facing a "shambles" with incalculable losses due to the closure and a massive loss of image. "Due to this irresponsible action and the threat to the company and the population, I call upon the management and the responsible members of the Advisory Board to draw the necessary consequences from their actions and to resign from their offices as a single entity," says the letter sent to the parent company on Wednesday evening, which is available in the Westfalen-Blatt. 

 

Disputed issue: Abolition of contracts for work 

 

Robert Tönnies explains that the failure to abolish the contracts for work had also been included as a point of contention in the action for annulment. The 50-percent shareholder had filed this with the institution for arbitration in the summer of 2019. He is seeking to separate the company from his uncle Clemens, who has led the group for 26 years. pm, ots, mei