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Politics & Economics  ·  03. September 2020

Medien-Kommentar: Börsen-Rückzug von Rocket Internet ist ein Schlag ins Gesicht für die Anleger

Rocket Internet, deren Going Public einst als "Eisbrecher" und "Leuchtfeuer" gefeiert wurde, sorgt mit dem angekündigten Rückzug von der Börse für ein ganz anderes Fanal. 

 

Dabei mangelt es dem um vollmundige Sprüche nie verlegenen Gründer und Hauptaktionär Oliver Samwer wie gewohnt nicht an Chuzpe. Das Abfindungsangebot zum Mindestkurs von 18,57 Euro ist ein Schlag ins Gesicht des Streubesitzes, der immerhin rund 45 Prozent des Aktienkapitals ausmacht und mit diesem Investment zum allergrößten Teil nur Verlust gemacht haben dürfte. Denn die Rocket-Aktie, am oberen Ende der Bookbuilding-spanne zu 42,50 Euro platziert, stürzte schon am Tag der Erstnotiz um rund 10 Prozent ab und kannte nach einer kurzatmigen anfänglichen Erholungsrally nur eine Richtung, und zwar gen Süden. Dividenden hat die als "Leuchtturm" für das Technologiesegment an der hiesigen Börse gehypte Start-up-Schmiede ohnehin nie gezahlt. 

 

Armutszeugnis für emmisionsbegleitenden Banken 

 

Das IPO des Internet-Unternehmens war damit auch ein Armutszeugnis für die emissionsbegleitenden Banken, die herkömmliche Maßstäbe bei der Preisfindung völlig außer Acht gelassen haben. Denn eigentlich kann die Kursentwicklung kaum überraschen, wenn man bedenkt, dass dem "Internet-Inkubator" zum Börsen-Start ein Wert von 6 Mrd. Euro zugemessen wurde, obwohl das Beteiligungsportfolio zeitgleich nur 2,6 Mrd. Euro wert war. Dem Management fehlte es danach an Genialität, um die Fantasielücke zu schließen. Stattdessen offenbarte Samwer nach wenigen gelungenen Exits - zu denen immerhin Delivery Hero zählte - eine unverhüllte Ideenlosigkeit, was neue Investmentmöglichkeiten anging. Stattdessen saß die Rocket-Führung mehr oder minder ratlos vor der prall gefüllten Kasse und erging sich in Aktienrückkäufen und strategisch unklaren, zumal kurzlebigen Beteiligungen. 

 

Unrühmliches Ende einer Börsenstory

 

Das unrühmliche Ende dieser Börsengeschichte markiert die unverhohlene Mitteilung, dass man den öffentlichen Kapitalmarkt zur Unternehmensfinanzierung erstens eigentlich nicht braucht; und dass man zweitens ohne lästige Publizitätspflichten den Geschäften auch besser nachgehen kann. Eine wahrhaft befremdliche Erkenntnis für ein MDax-Unternehmen, die die Güteklasse der Standardwerte am Finanzplatz erneut in einem zweifelhaften Licht erscheinen lässt.

pm, ots, Quelle: Börsen-Zeitung, Autorin: Heike Rohde

 

English version

 

While elsewhere the largest Tech-IPO wave since the turn of the millennium is rolling, in this country one of the few heavyweights in the sector, which is already underrepresented in the financial center, is announcing its role backwards. Rocket Internet, whose going public was once celebrated as an "icebreaker" and "beacon", is providing a completely different signal with its announced withdrawal from the stock market. 

 

As usual, the founder and main shareholder Oliver Samwer, never at a loss for a full-bodied saying, is not lacking in chutzpah. The compensation offer at the minimum price of 18.57 euros is a slap in the face for the free float, which after all makes up around 45 percent of the share capital and which, for the most part, is likely to have only made a loss with this investment. Because the Rocket share, placed at the upper end of the bookbuilding range at 42.50 Euro, already fell by around 10 percent on the day of the initial listing and, after a short-winded initial recovery rally, only knew one direction, namely south. In any case, the start-up company, hyped as a "beacon" for the technology segment on the local stock exchange, never paid dividends. 

 

Poverty testimony for banks that accompany the emmision 

 

The IPO of the Internet company was thus also a poor show for the issuing banks, which completely disregarded conventional standards in pricing. In fact, the share price development can hardly come as a surprise, considering that the "Internet incubator" was valued at EUR 6 billion at the start of the stock market, even though the investment portfolio was only worth EUR 2.6 billion at the same time. The management then lacked the ingenuity to close the fantasy gap. Instead, after a few successful exits - including Delivery Hero - Samwer revealed an undisguised lack of ideas about new investment opportunities. Instead, the Rocket management sat more or less helplessly in front of the full cash box and indulged in share buybacks and strategically unclear, especially short-lived investments. 

 

Inglorious end to a stock market story

 

The inglorious end of this stock market story is marked by the blatant announcement that, firstly, the public capital market is not really needed for corporate financing and, secondly, that business can be conducted more efficiently without the need for tiresome publicity. This is a truly disconcerting realization for an MDax company, which once again puts the quality of the blue chips in the financial center in a dubious light.

pm, ots, mei Source: Börsen-Zeitung, Author: Heike Rohde 

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