Top-Ökonom: Milliardenhilfe in der Krise sind gut investiertes Geld des Staates

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Idee eines klugen Haushalts in einer Krise ist, dass man einen Puffer hat. Der Bund und die Länder müssen auch dann genug Geld haben, wenn es schlimmer kommt als befürchtet. Dann kann man nicht erst mal wieder einen neuen Nachtragshaushalt machen."

 

Der Bundesetat 2021 wird in der kommenden Woche abschließend beraten. Er sieht Gesamtausgaben von 498,6 Milliarden Euro vor und 180 Milliarden Euro neue Schulden. 

Fratzscher zeigte sich sicher, "dass wir uns Verschuldung in dieser Höhe leisten können". Deutschland stehe Ende des Jahres wahrscheinlich bei 71 bis 72 Prozent Schuldenquote, also Staatsverschuldung gemessen an der Wirtschaftsleistung.

 

Negativzinsen helfen dem Staat

 

"Die USA liegen derzeit bei rund 100 Prozent, andere Länder noch darüber." 

Das Relevante, so der Ökonom weiter, seien die Zinsen. Und die lägen im Augenblick bei null oder seien sogar negativ. "Der deutsche Staat bekommt im laufenden Jahr wahrscheinlich eine Milliarde Euro Zinszahlungen von denjenigen, die ihm Geld leihen." 

 

Die deutlich bessere Lösung

 

Neue Schulden sind nach den Worten von Fratzscher die deutlich bessere Lösung als jetzt Ausgaben zu reduzieren. Er betonte: "Die Wirtschaft wird nach der Pandemie nur dann stark wachsen können, wenn man jetzt Schlimmeres verhindert, also Unternehmensinsolvenzen und Arbeitslosigkeit." Außerdem müsse der Staat seinen Beitrag leisten und klug in Klimaschutz, in digitale Transformation und in die Reform der Sozialsysteme investieren. "Besser als jetzt geplant kann der Bund die 180 Milliarden Euro aus der Neuverschuldung gar nicht ausgeben", so der DIW-Präsident. "Das ist wahrscheinlich das am besten investierte Geld der vergangenen zehn Jahre. Würde man nicht in dieser Dimension helfen - der Schaden für die Wirtschaft wäre ungleich größer." pm, ots

 

English version

 

Immediately before the final deliberations of the 2021 federal budget with new debt of 180 billion euros, the Federal Government is backed by top economist Marcel Fratzscher. The President of the German Institute for Economic Research (DIW Berlin) told the "Neue Osnabrücker Zeitung": "The idea of a smart budget in a crisis is to have a buffer. The federal and state governments must have enough money even if things turn out worse than feared. Then you can't just start a new supplementary budget".

 

The 2021 federal budget will be finalised next week. It provides for total expenditure of 498.6 billion euros and 180 billion euros in new debts. 

Fratzscher was sure "that we can afford debt of this amount". At the end of the year, Germany would probably have a debt ratio of 71 to 72 percent, i.e. national debt measured by economic output.

 

Negative interest rates help the state

 

"The US is currently at around 100 percent, with other countries even higher." 

The relevant thing, the economist continues, is interest rates. And at the moment they are at zero or even negative. "The German state will probably receive one billion euros in interest payments this year from those who lend it money. 

 

The much better solution

 

According to Fratzscher, new debt is a much better solution than reducing expenditure now. He stressed that "the economy will only be able to grow strongly after the pandemic if worse things are prevented now, i.e. business insolvencies and unemployment". In addition, he said, the state must do its part and invest wisely in climate protection, in digital transformation and in the reform of social systems. "The federal government cannot spend the 180 billion euros from new borrowing any better than it is currently planning," said the DIW President. "This is probably the best invested money of the past ten years. If we did not help on this scale - the damage to the economy would be far greater". pm, ots, mei