Ausgangssperren juristisch höchst problematisch - Drosten-Kritik an Schnelltests schürt Unsicherheit in der Bevölkerung

Eine solche Bundes-Notbremse bei der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes "verletzt den Grundsatz der Verhältnis-mäßigkeit", sagte Zypries bei "19 - die Chefvisite" und erteilte den Plänen damit eine "Rote Karte".

 

"Wer in einem Villenviertel abends allein spazieren geht, kann sich nicht anstecken", so Zypries. Konkrete Infektionsherde müssten identifiziert werden, überall gleich geltende Ausgangssperren seien "unverhältnismäßig". Kritik übte Zypries am Krisenmanagement des Bundeskanzleramts. Dort seien die Treffen mit den Ministerpräsi-denten "nicht ordentlich vorbereitet worden". Ihre Forderung: "Wir brauchen einen Krisenstab, der dauernd tagt und Informationen beschafft." Dieser solle von einem Bürgerkomitee beraten werden, damit unterschiedliche Positionen in Entscheidungen einflössen.

 

"Jeder hat begriffen, dass es ein Restrisiko gibt"

 

Der Chef der Essener Uniklinik, Professor Jochen A. Werner, warnte in der Sendung vor Zweifeln an der Aussagekraft von Corona-Schnelltests. "Jeder hat begriffen, dass es ein Restrisiko gibt", so Werner. Der Mediziner reagierte damit auf Aussagen des Berliner Virologen Christian Drosten. Dieser hatte gesagt, Schnelltests würden an den ersten drei Tagen einer Infektion, wenn der Betroffene andere bereits anstecken kann, ein negatives Ergebnis zeigen. Damit hatte Drosten eine Strategie von Testen und Öffnen quasi für tot erklärt. Eine solche Diskussion, "sechs Wochen, nachdem wir eigentlich schon flächendeckend testen wollten", schüre die Unsicherheit in der Bevölkerung nur weiter, sagte Werner.

 

Dreiklang von Maßnahmen ist das beste Vorgehen

 

Bernd Ohnesorge, der beim Medizinproduktehersteller Siemens Healthineers unter anderem das Europageschäft leitet, hält einen Dreiklang von Impfungen, Hygienemaßnahmen und Tests für das beste Vorgehen gegen die Pandemie. Zusammen werde so "ein besseres Ergebnis erzielt, als wenn wir Tests weglassen", so Ohnesorge. Sein Unternehmen bietet Selbsttests an. Wichtig sei, "gut zu kommunizieren, welche Möglichkeiten wir damit haben". Auch Selbst- und Schnelltest müssten sachgerecht durchgeführt werden. Daher sollten vor Tests bei Schülern "Eltern und Lehrer geschult werden", mahnte Ohnesorge.

 

English version

 

The former Federal Minister of Justice Brigitte Zypries considers the plans for nationwide uniform curfews "highly problematic from a legal point of view". Such a federal emergency brake in the new version of the Infection Protection Act "violates the principle of proportionality", Zypries said on "19 - die Chefvisite", giving the plans a "red card".

 

"Anyone who goes for a walk alone in the evening in a villa district cannot become infected," Zypries said. Concrete sources of infection had to be identified, and curfews that applied everywhere were "disproportionate". Zypries criticised the crisis management of the Federal Chancellery. She said that the meetings with the prime ministers had "not been properly prepared". Her demand: "We need a crisis team that meets continuously and obtains information. This should be advised by a citizens' committee so that different positions can be taken into account in decisions.

 

The head of the Essen University Hospital, Professor Jochen A. Werner, warned in the programme against doubts about the significance of corona rapid tests. "Everyone has understood that there is a residual risk," Werner said. The physician was reacting to statements by Berlin virologist Christian Drosten. Drosten had said that rapid tests would show a negative result on the first three days of an infection, when the person affected can already infect others. Drosten had thus effectively declared a strategy of testing and opening dead. Such a discussion, "six weeks after we actually already wanted to test comprehensively", only fuels uncertainty in the population, Werner said.

 

Bernd Ohnesorge, who, among other things, heads the European business at the medical device manufacturer Siemens Healthineers, considers a triad of vaccinations, hygiene measures and tests to be the best approach against the pandemic. Together, "a better result is achieved than if we omit tests", says Ohnesorge. His company offers self-tests. It is important to "communicate well what possibilities we have with this". Self-tests and quick tests must also be carried out properly. Therefore, "parents and teachers should be trained" before testing pupils, Ohnesorge warned. pm, ots, mei