Vor dem 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion ist es zu einem diplomatischen Eklat gekommen. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, sagte nach "Tagesspiegel"-Informationen seine Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ab.
Dass die zentrale Gedenkrede des Bundespräsidenten zum 80. Jahrestag des Angriffs auf die Sowjetunion ausgerechnet im Deutsch-Russischen Museum stattfinde, sei "aus Sicht der Ukrainer ein Affront", schrieb Melnyk in seiner Absage, die dem "Tagesspiegel" vorliegt. "Dieses unsensible Herangehen ist ein weiteres Zeugnis fehlenden Bewusstseins für die Gefühle und die Befindlichkeiten der Ukrainer, die als eine der größten Opfernationen übersehen werden."
"Völlig irreführende" Bezeichnung
In seinem Schreiben an den Museumsdirektor Jörg Morré verweist der Botschafter darauf, dass die Bezeichnung Deutsch-Russisches Museum "völlig irreführend" sei, schließlich sei die Dauerausstellung dem Vernichtungskrieg von Nazi-Deutschland gegen die Sowjetunion gewidmet. "Auf diese Weise wird de facto die UdSSR mit Russland gleichgesetzt, was eine Geschichtsverdrehung darstellt und vehement abzulehnen ist."
Keine Opfergruppe wird ausgeblendet
Der Bundespräsident werde in seiner Rede an die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion und die Verdienste aller Soldatinnen und Soldaten, die in den Reihen der Roten Armee kämpften, bei der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus erinnern, sagte eine Sprecherin dem "Tagesspiegel". "Dabei wird keine Opfergruppe ausgeblendet." Es sei bedauerlich, "dass der ukrainische Botschafter bei der Würdigung der Opfer aus allen Nationen nicht vertreten sein wird". pm, ots
English version
Before the 80th anniversary of the German invasion of the Soviet Union, there has been a diplomatic scandal. According to the "Tagesspiegel" newspaper, the Ukrainian ambassador to Germany, Andrij Melnyk, cancelled his participation in a commemorative event with German Federal President Frank-Walter Steinmeier.
The fact that the Federal President's central commemorative speech on the 80th anniversary of the attack on the Soviet Union was taking place in the German-Russian Museum, of all places, was "an affront from the Ukrainians' point of view", Melnyk wrote in his cancellation, which was obtained by the "Tagesspiegel". "This insensitive approach is another testimony of a lack of awareness of the feelings and sensitivities of Ukrainians, who are overlooked as one of the biggest victim nations."
Totally misleading designation
In his letter to the museum's director Jörg Morré, the ambassador points out that the designation German-Russian Museum is "completely misleading", after all, the permanent exhibition is dedicated to Nazi Germany's war of extermination against the Soviet Union. "In this way, the USSR is de facto equated with Russia, which is a distortion of history and must be vehemently rejected."
No group of victims is left out
In his speech, the Federal President will remember the victims of the German war of extermination against the Soviet Union and the merits of all soldiers who fought in the ranks of the Red Army in the liberation of Europe from National Socialism, a spokeswoman told the "Tagesspiegel". "No group of victims is left out in the process." It was regrettable "that the Ukrainian ambassador will not be represented at the tribute to the victims from all nations". pm, ots, mei