EM 2020: Regenbogen-Wirbel - Einseitige Stimmungsmache gegen Ungarn

Der Vorsitzende der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, der FDP-Politiker Gerhard Papke, kritisiert in dem Streit um die von der Uefa untersagte Beleuchtung des Münchner EM-Stadions in Regenbogenfarben eine einseitige Stimmungsmache gegen Ungarn.

 

"Das Ganze war nicht geplant als allgemeine Aktion für Diversität und Liberalität, sondern als politische Demonstration gegen Ungarn", sagte Papke in einem Interview mit dem Tagesspiegel. "Und damit hätte man die Ungarn vor der Weltöffentlichkeit entwürdigt und bloßgestellt." Sei das jetzt die neue Form deutscher Gastfreundschaft?, fragte Papke.

 

Kritiker kennen die Sachlage nicht

 

"Viele, die Ungarn Homophobie vorwerfen, kennen scheinbar die Sachlage überhaupt nicht", meinte der frühere FDP-Fraktionschef im nordrhein-westfälischen Landtag. "Es gibt in Ungarn das Institut der eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, ähnlich wie in Deutschland. Schwule und Lesben können in Ungarn sicher leben, ganz im Gegenteil zu vielen islamischen Ländern, wo Frauenrechte und Homosexuelle nichts gelten." Es empört ihn, "dass die deutsche Politik dort immer kuscht, aber die Ungarn als unsere Gäste jetzt auf die öffentliche Anklagebank gesetzt werden".

 

Geht nicht um Einschränkungen für erwachsene Homesexuelle

 

Was die aktuelle Gesetzgebung angehe, so gehe es dort ja nicht um Einschränkungen für erwachsene Homosexuelle, sondern darum, wie weit die Elternrechte und die Sexualaufklärung in der Schule gehe, sagte Papke mit Blick auf vergangene Woche beschlossene Gesetz, dass Sexualkunde-Inhalte verbietet, die von der heterosexuellen Lebensweise abweichen.

 

Nicht ständig vor der Regenbogenflagge salutieren

 

"Kein kultivierter Mensch kann ernsthaft dagegen sein, dass Schwule und Lesben so leben dürfen, wie sie es wollen", betonte Papke. "Aber es kann auch nicht sein, dass jetzt alle Leute ständig vor der Regenbogenflagge salutieren müssen. Mit ihr verbindet sich inzwischen ein Machtanspruch, dem auch einmal Grenzen zu setzen sind. In der Politik traut sich das aber kaum noch jemand."

 

"Mir muss keiner erklären, was Liberalität ist"

 

Mit Blick auf Austrittsforderungen gegen ihn aus der FDP sagte Papke: "Ich war über Jahrzehnte ein enger Weggefährte von Guido Westerwelle und habe ihn auch öffentlich immer verteidigt, wenn er angegriffen wurde. Mir muss keiner erklären, was Liberalität ist." Mit Blick auf die nächste Fußball-WM in Katar sei die Messlatte mit der Aktion sehr hoch gelegt worden: "Ich bin sehr gespannt, ob man, wenn die Weltmeisterschaft in einem wirtschaftlich einflussreichen Land gespielt wird, wo Homosexuelle wirklich verfolgt und unterdrückt werden, den Mut hat, mit einer Kampagne ein starkes Signal für Frauenrechte und Diversität zu setzen." Es wäre blamabel, wenn der Heldenmut verschwände, wenn man nicht gerade ein kleines Land wie Ungarn zu Gast habe. pm, ots

 

English version

 

The chairman of the German-Hungarian Society, the FDP politician Gerhard Papke, criticises a one-sided mood-mongering against Hungary in the dispute over the illumination of the Munich European Championship stadium in rainbow colours, which was prohibited by Uefa.

 

"The whole thing was not planned as a general action for diversity and liberality, but as a political demonstration against Hungary," Papke said in an interview with the Tagesspiegel. "And that would have degraded and exposed the Hungarians in front of the world public." Is this now the new form of German hospitality?" asked Papke.

 

Critics do not know the facts

 

"Many who accuse Hungary of homophobia apparently do not know the facts at all," said the former FDP parliamentary group leader in the North Rhine-Westphalian state parliament. "There is the institute of registered same-sex partnership in Hungary, similar to Germany. Gays and lesbians can live safely in Hungary, quite the opposite of many Islamic countries where women's rights and homosexuals don't count for anything." It outrages him "that German politics always cower there, but the Hungarians as our guests are now put in the public dock."

 

Not about restrictions for adult homosexuals

 

As far as the current legislation is concerned, it is not about restrictions for adult homosexuals, but about the extent of parental rights and sex education in schools, Papke said, referring to the law passed last week that bans sex education content that deviates from the heterosexual way of life.

 

Don't salute the rainbow flag all the time

 

"No cultured person can seriously be against gays and lesbians being allowed to live the way they want to," Papke stressed. "But it also cannot be that now all people have to salute the rainbow flag all the time. In the meantime, it has become associated with a claim to power to which limits must be set. But hardly anyone in politics dares to do that any more."

 

"No one has to explain to me what liberalism is"

 

With regard to calls for him to leave the FDP, Papke said: "I was a close companion of Guido Westerwelle for decades and always defended him publicly when he was attacked. Nobody has to explain to me what liberalism is." With a view to the next World Cup in Qatar, he said, the bar had been set very high with the campaign: "I am very curious whether, when the World Cup is played in an economically influential country where homosexuals are really persecuted and oppressed, one has the courage to send a strong signal for women's rights and diversity with a campaign." It would be embarrassing if the heroism disappeared when you don't have a small country like Hungary as a guest. pm, ots, mei