Bundestagswahl: In armen Regionen ist die Wahlbeteiligung sehr gering

Der Armutsforscher Christoph Butterwegge hat die niedrige Wahlbeteiligung insbesondere von ärmeren Menschen als "verheerend für die Demokratie" bezeichnet.

 

Das Problem sei nicht, dass sich gut 23 Prozent der Wahlberechtigten bei der Bundestagswahl der Stimme enthalten haben, sagte der Kölner Politikwissen-schaftler "nd.DieWoche", der Wochenendausgabe des "nd". Das Problem sei vielmehr, dass sich die Wahlbeteiligung nach Schichten sortiere. Ärmere, Arbeitslose und Prekarisierte wählten seltener, Reichere öfter. "Sinn der parlamentarischen Demokratie ist, dass alle Bevölkerungsschichten repräsentiert sind. Doch genau das ist längst nicht mehr der Fall", so Butterwegge. Viele Arbeitslose, Arme und sozial Abgehängte hätten das Gefühl, dass sie politisch keine Einflussmöglichkeit haben. "Die Menschen werden sozial ausgegrenzt und verweigern darum den Repräsentanten dieses politischen Systems ihre Zustimmung."

 

Bessere Grundsicherung, höherer Mindestlohn

 

Butterwegge plädierte dafür, die Belange dieser Menschen stärker zu berücksichtigen, etwa durch eine bessere Grundsicherung und eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns. Dies könne dazu beitragen, dass diese Menschen sich wieder stärker an Wahlen beteiligen.

 

Niedrige Wahlbeteiligung in armen Gegenden

 

Studien aus den vergangenen Jahren zeigen, dass die Wahlbeteiligung in ärmeren Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit oft deutlich geringer ist als in wohlhabenden Regionen. Erste aktuelle Analysen weisen darauf hin, dass dies auch für die jetzige Bundestagswahl gilt. So hat der Politikwissenschaftler Armin Schäfer von der Universität Münster auf Twitter Daten für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht, nach denen eine hohe Arbeitslosenquote in einer Region oft einher geht mit einer geringen Wahlbeteiligung.

Insgesamt gab es bei der Bundestagswahl am Sonntag rund 14,3 Millionen Nichtwählerinnen und Nichtwähler. pm, ots

 

English version

 

German Poverty researcher Christoph Butterwegge has described the low voter turnout, especially among poorer people, as "devastating for democracy".

 

The problem is not that a good 23 per cent of eligible voters abstained from voting in the Bundestag elections, the Cologne-based political scientist told "nd.DieWoche", the weekend edition of "nd". The problem is rather that voter turnout is sorted according to strata. Poorer, unemployed and precarious people vote less often, richer people more often. "The purpose of parliamentary democracy is that all strata of the population are represented. But that has long since ceased to be the case," says Butterwegge. Many unemployed, poor and socially marginalised people feel that they have no political influence. "People are socially excluded and therefore refuse to give their consent to the representatives of this political system."

 

Better basic security, higher minimum wage

 

Butterwegge pleaded for greater attention to be paid to the concerns of these people, for example through better basic security and a significant increase in the minimum wage. This could help these people to participate more in elections again.

 

Low voter turnout in poor areas

 

Studies from recent years show that voter turnout is often significantly lower in poorer areas with high unemployment than in affluent regions. Initial recent analyses indicate that this also applies to the current federal election. For example, political scientist Armin Schäfer from the University of Münster published data for North Rhine-Westphalia on Twitter, according to which a high unemployment rate in a region often goes hand in hand with low voter turnout. In total, there were around 14.3 million non-voters in the federal election on Sunday. pm, ots, mei