Anlässlich des am morgigen Dienstag bevorstehenden EU-Ukraine-Gipfels appelliert der ukrainische Botschafter in Deutschland an eine neue Bundesregierung mit grüner und liberaler Beteiligung, mehr Härte gegenüber Moskau zu zeigen.
"Die bisherige Appeasement-Politik Berlins gegenüber Russland ist gescheitert", sagte Andrij Melnyk im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Er betonte: "Wir Ukrainer hoffen, dass die künftige Regierung die begangenen Fehler im viel zu nachgiebigen, beinahe naiven Umgang mit einem immer imperialistischer agierenden Putin-Regime korrigieren wird. Wir gehen davon aus, dass all die im Wahlkampf getätigten Äußerungen zugunsten eines neuen harten Kurses gegenüber Moskau nicht wieder vergessen, sondern in Taten umgesetzt werden." Vor allem die Grünen hatten betont, gegenüber dem Kreml weniger nachsichtig auftreten zu wollen.
Sicherheitspolitische Gefahr von Nord Stream 2
Vor dem Hintergrund explodierender Gaspreise ruft die Ukraine die künftige Bundesregierung nach Angaben des Botschafters dazu auf, "die enorme sicherheitspolitische Gefahr von Nord Stream 2 als Trojanischem Pferd eines aggressiven Russlands im Koalitionsabkommen anzuerkennen und das Projekt auf Eis zu legen". Damit, so Melnyk, "könnte Deutschland das verlorene Vertrauen in Osteuropa wieder herstellen".
Klare EU-Beitrittsperspektive für Ukraine
Zugleich forderte der ukrainische Botschafter eine klare EU-Beitrittsperspektive für sein Land. "Hier sollten Deutschland und die nächste Koalition eine führende Rolle spielen und mit einem mutigen außenpolitischen Quantensprung die EU-Perspektive für Kiew endlich auf den Weg bringen", sagte Melnyk der "NOZ". Denn wie wolle "die EU von morgen als geopolitischer Player ernst genommen werden, solange das flächenmäßig größte europäische Land künstlich ausgeklammert und jahrzehntelang an der kurzen Leine gehalten wird"? Melnyk betonte: "Wir haben gar keine Zweifel, dass die Ukraine der EU beitreten wird. Das ist nur eine Frage der Zeit. Alles andere wäre ein unverzeihbarer strategischer Fehler mit fatalen Folgen für unseren Kontinent." pm, ots
English version
On the occasion of the upcoming EU-Ukraine summit tomorrow, Tuesday, the Ukrainian ambassador to Germany appeals to a new federal government with Green and Liberal participation to show more toughness towards Moscow.
"Berlin's previous appeasement policy towards Russia has failed," said Andrij Melnyk in an interview with the "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ). He emphasised: "We Ukrainians hope that the future government will correct the mistakes made in the far too lenient, almost naïve dealings with an increasingly imperialistic Putin regime. We assume that all the statements made during the election campaign in favour of a new hard line towards Moscow will not be forgotten again, but translated into action." The Greens in particular had stressed that they wanted to be less lenient towards the Kremlin.
Security threat of Nord Stream 2
Against the backdrop of skyrocketing gas prices, Ukraine is calling on the future German government, according to the ambassador, to "recognise the enormous security policy danger of Nord Stream 2 as a Trojan horse of an aggressive Russia in the coalition agreement and to put the project on ice". In this way, says Melnyk, "Germany could restore the lost trust in Eastern Europe".
Clear EU accession perspective for Ukraine
At the same time, the Ukrainian ambassador called for a clear EU accession perspective for his country. "Here, Germany and the next coalition should play a leading role and, with a courageous quantum leap in foreign policy, finally get the EU perspective for Kiev on track," Melnyk told the "NOZ". For how does "the EU of tomorrow want to be taken seriously as a geopolitical player as long as the largest European country in terms of area is artificially excluded and kept on a short leash for decades"? Melnyk stressed: "We have no doubt at all that Ukraine will join the EU. It is only a question of time. Anything else would be an unforgivable strategic mistake with fatal consequences for our continent." pm, ots, mei