Sozialverbände: Große Sorge wegen Sondierungspapier von SPD, Grüne und FDP

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Das Sondierungspapier der Ampelkoalition
Auf diese politischen Ziele haben sich SPD, Grüne und FDP geeinigt.
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Große Sorge bereitet dem Paritätischen Wohlfahrtsverband das veröffentlichte Sondierungspapier, auf das sich die Verhandlungsteams von SPD, Grünen und FDP als gemeinsame Basis für mögliche Koalitionsverhandlungen verständigt haben.

 

Als einer der größten Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland, unter dessen Dach über 10.800 Organisationen und Initiativen sozialer Arbeit organisiert sind, vermisst der Paritätische unter den ausformulierten Zielen der potenziellen Ampel-Partner insbesondere, die Armut in diesem Land zu beseitigen und die tief gespaltene Gesellschaft wieder zusammenzuführen. Sollten SPD, Grüne und FDP potenzielle Steuererhöhungen tatsächlich zum Tabu erklären, mache sie sich schlicht handlungsunfähig, warnt der Verband.

 

Alles über die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP

https://www.interview-welt.de/blog/politics-economics/ 

 

Großer Anlass zur Beunruhigung

 

Die Leerstellen in dem Zwischenergebnis der Verhandlungen seien Anlass zu großer Beunruhigung: "Punkte, die wir ganz sicher auf der Tagesordnung einer neuen Bundesregierung sahen, finden sich in dem Papier überhaupt nicht wieder", so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Als Beispiele nennt er eine umfassende Pflegereform, die Pflegebedürftige auch finanziell entlastet, Schritte in Richtung Bürgerversicherung in Rente und Pflege und eine endlich wirksame Mietpreisdämpfungspolitik.

 

Willen ist da, Klimawandel zu bekämpfen

 

"Wir begrüßen zwar außerordentlich, dass es den gemeinsamen Willen gibt, die Bekämpfung des Klimawandels entschlossen anzugehen, doch umso mehr sorgt uns, dass es offenbar keine gemeinsame Vorstellung zu der sozialen Flankierung gibt", so Schneider. Armutspolitisch bliebe das Sondierungspapier Antworten schuldig.

 

Positive Punkte in dem Sondierungspapier

 

Es seien auch sehr positive Punkte in dem Papier, so etwa die Ankündigungen für die Einführung einer Kindergrundsicherung, einer Wohngemeinnützigkeit und mehr Sozialwohnungen, dem Willen zu mehr Engagement für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung oder zur Stärkung der Daseinsvorsorge und auch der sozialen Infrastruktur im ländlichen Raum, räumt der Verband ein, gibt jedoch zu bedenken, dass angesichts der steuerpolitischen Vereinbarungen vieles unter Finanzierungsvorbehalt stehe.

 

Woher soll das Geld kommen?

 

"Bis jetzt bleibt die Gretchenfrage unbeantwortet: Woher soll das Geld kommen? Wer die Steuerfrage zum Tabu erklärt, macht sich politisch schlicht handlungsunfähig. Der Verzicht auf eine stärkere Heranziehung sehr hoher Vermögen und Einkommen zur solidarischen Finanzierung unseres Gemeinwesens droht der Geburtsfehler auch dieser Koalition zu werden", warnt Schneider. pm, ots

 

English version

 

The Paritätischer Wohlfahrtsverband is very concerned about the published exploratory paper on which the negotiating teams of the SPD, the Greens and the FDP have agreed as a common basis for possible coalition negotiations.

 

As one of the largest umbrella organisations of the Freie Wohlfahrtspflege in Germany, under whose umbrella more than 10,800 organisations and initiatives of social work are organised, the Paritätische misses among the formulated goals of the potential traffic light partners in particular to eliminate poverty in this country and to reunite the deeply divided society. Should the SPD, the Greens and the FDP actually declare potential tax increases to be taboo, they would simply render themselves incapable of acting, the association warns.

 

Great cause for concern

 

The gaps in the interim result of the negotiations are cause for great concern: "Points that we certainly saw on the agenda of a new federal government are not to be found in the paper at all," says Ulrich Schneider, General Manager of the Paritätischer Gesamtverband. As examples, he mentions a comprehensive care reform that also relieves the financial burden on those in need of care, steps towards a citizens' insurance in pensions and care, and a finally effective policy to curb rents.

 

Will is there to fight climate change

 

"We welcome the fact that there is a common will to tackle climate change decisively, but we are even more concerned that there seems to be no common vision on social flanking measures," said Schneider. In terms of poverty policy, the exploratory paper does not provide any answers.

 

Positive points in the exploratory paper

 

There are also very positive points in the paper, such as the announcements for the introduction of a basic child allowance, a housing subsidy and more social housing, the will for more commitment to the participation of people with disabilities or the strengthening of services of general interest and the social infrastructure in rural areas, the association concedes, but points out that in view of the tax policy agreements, much is subject to financing.

 

Where is the money supposed to come from?

 

"So far, the crucial question remains unanswered: Where is the money supposed to come from? Those who declare the tax issue taboo are simply rendering themselves politically incapable of action. The renunciation of a stronger call on very high assets and incomes for the solidarity-based financing of our community threatens to become the birth defect of this coalition as well," Schneider warns. pm, ots, mei