Belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja bekommt Drohungen

Nach monatelanger Zurückgezogenheit hat die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja in einem exklusiven Interview mit dem Magazin "stern" ausführlich über ihr Leben im polnischen Exil gesprochen.

 

Am Rande der Olympischen Spiele in Tokio hatte die 35-Jährige sich Anfang August in einer Aufsehen erregenden Aktion der Kontrolle belarussischer Sportfunktionäre entzogen, die sie zur Rückkehr nach Minsk zwingen wollten und sich am Haneda Airport der japanischen Hauptstadt in die Obhut der japanischen Polizei geflüchtet. "Dieser Entschluss hat mein Leben völlig durcheinandergewirbelt", sagt Timanowskaja. "Er hat mir viel Hass und viele Drohungen eingebracht. Aber ich würde heute wieder genauso handeln."

Vor Rückkehr nach Belarus gewarnt

 

Ihre Großmutter habe sie zuvor am Telefon vor einer Rückkehr nach Belarus gewarnt. "Sobald ich in Belarus landen würde, sollte ich in eine psychiatrische Klinik gebracht werden. Alles war vorbereitet", sagt Timanowskaja. Sie habe befürchtet, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie der belarusissche Oppositionelle Raman Pratasewitsch, den das Lukaschenko-Regime im Mai nach der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine in Minsk verhaftet und zu einem öffentlichen Geständnis gezwungen hatte. "Was sie mit Pratasewitsch veranstaltet haben, hat uns alle in Belarus zutiefst schockiert. Auch mich! Danach wusste ich, dass das Regime zu allem fähig ist", sagt die Sprinterin.

Im Exil in der polnischen Hauptstadt Warschau

 

Ihrem Mann Arsenij Sdanewitsch, ebenfalls ein Sportler, gelang zeitgleich mit Timanowskaja die Flucht aus Belarus. Gemeinsam lebt das Paar seither unter strengen Sicherheitsvorkehrungen im Exil in der polnischen Hauptstadt Warschau. Dort bereitet die Sprinterin ihr sportliches Comeback vor. Sie hofft, bald bei internationalen Wettbewerben für Polen starten zu können. 

Große Sorgen um die Angehörigen

 

Bis heute erhalte sie Drohungen, vor allem über die sozialen Medien, sagt Timanowskaja. "Ich habe Angst. Und immer wieder erhalte ich Drohungen, auch auf Instagram. "Wir brechen dir Arme und Beine", schreiben sie etwa." Um ihre in Belarus zurückgebliebenen Angehörigen mache sie sich große Sorgen. Für ihr Land hoffe sie aber, "dass es bald Frieden gibt und alle politischen Gefangenen freigelassen werden", so Kristina Timanowskaja. pm, ots, Quelle: stern