Wirtschaftsexperte: Pandemie erst 2023 unter Kontrolle

Der Konjunkturexperte Sebastian Dullien vermutet, dass die Pandemie erst im Laufe des Jahres 2023 in den Griff zu bekommen ist. Trotzdem sieht der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung schon für 2022 Lichtblicke.

 

 "Wir gehen davon aus, dass sich die Probleme bei den Lieferketten nächstes Jahr allmählich auflösen werden", sagte Dullien der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "nd.Der Tag". Für den konjunkturell "kräftigen Dämpfer" gerade zum Jahresende 2021 seien Probleme bei den Lieferketten entscheidend gewesen. "Da gab es wegen fehlender Halbleiter massive Probleme im Automobilsektor. Wir schätzen, dass ein- bis eineinhalb Millionen Autos deswegen in Deutschland nicht gebaut wurden. Das macht ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, das deswegen verloren gegangen ist. Das ist eine beachtliche Zahl. Und das hat das Wirtschaftswachstum massiv gebremst", so Dullien gegenüber "nd.DerTag".

 

Reform der Schuldenbremse wäre besser gewesen

 

"Der Koalitionsvertrag bietet die Voraussetzungen, dass in den nächsten vier Jahren viel umgesetzt werden kann. Die Frage ist nur, ob diese Chance genutzt wird", bewertet Dullien den Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien in Bezug auf Investitionen in die digitale und klimaneutrale Zukunft. Eine Reform der Schuldenbremse wäre laut Dullien jedoch wahrscheinlich besser, ehrlicher und transparenter gewesen. "Aber wenn man sich die einzelnen im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Maßnahmen genauer anschaut, dann sieht man, dass zusätzliche Investitionen in Höhe von jährlich 40 bis 50 Milliarden in den nächsten zehn Jahren durchaus möglich sind", stellt der Ökonom im Gespräch mit "nd.DerTag" fest.

 

English version

 

Economic expert Sebastian Dullien suspects that the pandemic can only be brought under control in the course of 2023. Nevertheless, the director of the Institute for Macroeconomics and Business Cycle Research (IMK) of the Hans Böckler Foundation, which is close to the trade unions, sees rays of hope already for 2022.

 

 "We assume that the problems in the supply chains will gradually dissipate next year," Dullien told the Berlin-based daily "nd.Der Tag". Problems in the supply chains had been decisive for the economic "strong damper" just at the end of the year 2021. "There were massive problems in the automotive sector because of a lack of semiconductors. We estimate that one to one and a half million cars were not built in Germany because of this. That is one percent of the gross domestic product that was lost because of this. That is a considerable figure. And that has massively slowed down economic growth," Dullien told "nd.DerTag".

 

Reform of the debt brake would have been better

 

"The coalition agreement offers the prerequisites that a lot can be implemented in the next four years. The only question is whether this opportunity will be used," Dullien assesses the coalition agreement of the traffic light parties with regard to investments in the digital and climate-neutral future. According to Dullien, however, a reform of the debt brake would probably have been better, more honest and more transparent. "But if you take a closer look at the individual measures laid down in the coalition agreement, you can see that additional investments of 40 to 50 billion a year are entirely possible over the next ten years," the economist states in an interview with "nd.DerTag". pm, ots, mei