Leitende Krankenhausärzte wollen Impfpflicht - Grundrechte müssen zurücktreten

Deutschlands leitende Krankenhausärzte (VLK) haben die rasche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht für Erwachsene gefordert. "Nur durch die Einführung einer allgemeinen Impflicht - einhergehend mit einer substanziellen Steigerung der Impfquote in Deutschland - glauben wir dauerhaft die Pandemie durchbrechen zu können", schreibt VLK-Präsident Michael Weber in einem Gastbeitrag für die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

 

"Auch wenn viele Details wie die Anzahl der nötigen Impfstoffe und die Einführung eines Impfregisters für endlich bessere Datenqualität noch offen sind, muss die Diskussion im Bundestag unverzüglich beginnen!", machte Weber Druck auf Fraktionen und Bundesregierung, das Thema nicht zu verschleppen.

 

Überlastete Kliniken bei der Delta-Welle

 

Weber verwies auf die Delta-Welle im November mit völlig überlasteten Kliniken in Bundesländern mit niedrigen Impfquoten. "Die Versorgung aller Patienten war gefährdet", so der Verbandspräsident. Trotz überregionaler Verlegungen "erwies sich für die handelnden Ärzte vor Ort die Triage-Notwendigkeit als sehr viel konkreter als allgemein kommuniziert". Bei einer Umfrage hätten sich damals "82 Prozent der leitenden Ärztinnen und Ärzte für eine allgemeine Impfpflicht als entscheidende langfristige Maßnahme im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie ausgesprochen".

 

Verband rechnet mit dramatischen Anstieg

 

Der Verband rechnet unmittelbar mit einem erneuten dramatischen Anstieg der Inzidenzen durch die Ausbreitung der Omikron-Variante. Auch wenn die Mutante mildere Verläufe bringe, sei in Deutschland "die enorme Zahl von fast 20 Millionen immer noch Ungeimpften die große Unbekannte", schrieb Weber. Das lasse befürchten, "dass die Kliniken unter der schieren Zahl der Erkrankten gerade aus dieser Gruppe auch bei milderen Verläufen zusammenbrechen können, auch durch den Ausfall unzähliger Mitarbeiter".

 

Mit Impfpflicht die Impflücke schließen

 

Das Fazit des VLK: "Da alle Appelle zur Impfung nicht ausreichend gefruchtet haben, muss durch eine Verpflichtung die entscheidende Impflücke geschlossen werden, um Schaden von der gesamten Bevölkerung abzuwenden." Da jüngst die Inzidenzen insbesondere bei den Jüngeren überproportional gestiegen seien und somit Infektionsketten immer weiter unterhalten würden, "plädieren wir für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren".

 

Grundrechte müssen zurücktreten

 

Die Grundrechte auf individuelle Selbstbestimmung der Impfung und auf körperliche Unversehrtheit müssten zurücktreten hinter dem Anrecht der Bevölkerung auf ausreichenden Schutz vor der Ausbreitung der Infektion, der Aufrechterhaltung der stationären Versorgung insbesondere auch für nicht an Covid-19 Erkrankte, so die Überzeugung der leitenden Klinikärzte. "Das Grundrecht der individuellen Freiheit kann nur einem konsequenten Gesundheitsschutz beziehungsweise dem Gemeinwohl untergeordnet werden, wenn die so konkret gefährdet sind." pm, ots

 

English version

 

Germany's senior hospital physicians (VLK) have called for the rapid introduction of general compulsory vaccination for adults. "Only by introducing general compulsory vaccination - accompanied by a substantial increase in the vaccination rate in Germany - do we believe we can permanently break the pandemic," writes VLK President Michael Weber in a guest article for the "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

 

"Even if many details such as the number of vaccines needed and the introduction of a vaccination register for finally better data quality are still open, the discussion in the Bundestag must begin immediately!", Weber put pressure on parliamentary groups and the federal government not to drag out the issue.

 

Overloaded clinics in the delta wave

 

Weber referred to the delta wave in November with completely overloaded clinics in federal states with low vaccination rates. "The care of all patients was at risk," said the association president. Despite supra-regional transfers, "for the doctors acting locally, the need for triage proved to be much more concrete than generally communicated". In a survey at the time, "82 per cent of senior physicians were in favour of general compulsory vaccination as a decisive long-term measure in the fight against the Covid 19 pandemic".

 

Association expects dramatic increase

 

The association immediately expects another dramatic increase in incidences due to the spread of the Omikron variant. Even if the mutant brings milder courses, in Germany "the enormous number of almost 20 million still unvaccinated is the great unknown", Weber wrote. This gives rise to fears "that the clinics could collapse under the sheer number of patients from this group, even with milder courses, also due to the loss of countless employees".

 

Closing the vaccination gap with compulsory vaccination

 

The VLK's conclusion: "Since all appeals for vaccination have not been sufficiently effective, the crucial vaccination gap must be closed through an obligation in order to avert harm to the entire population." Since the incidences have recently risen disproportionately, especially among younger people, and infection chains are thus being maintained ever further, "we plead for a general obligation to vaccinate from the age of 18".

 

Fundamental rights must take a back seat

 

The fundamental rights to individual self-determination of vaccination and to physical integrity must take a back seat to the right of the population to adequate protection against the spread of infection, to the maintenance of in-patient care, especially for those not suffering from Covid-19, the senior clinicians are convinced. "The fundamental right of individual freedom can only be subordinated to consistent health protection or the common good if the so concretely endangered." pm, ots, mei