Polizistenmord Kusel: Tätern wird zu viel Aufmerksamkeit geschenkt

Die Wahnsinnstat von Kusel ist unbegreiflich. Sollte sich der erste Verdacht bestätigen, dass es sich bei den Tätern um Wilderer handelt, dann ließen zwei junge Polizisten tatsächlich ihr Leben, weil jemand irgendwo illegal jagt.

 

Wie maximal sinnlos. Natürlich müssen die Ermittler alles auf den Tisch bringen, muss zum Zwecke der Aufklärung der abscheulichen Tat - und später der Aburteilung der Täter - über Motiv und Hintergrund Klarheit herrschen, doch letztlich ist es egal, ob es sich bei solchen Taten um Islamisten, Reichsbürger oder vermeintliche "Normalbürger" handelt, die Unschuldige töten - den Tätern wird ohnehin in der öffentlichen Aufmerksamkeit oft zu viel Platz eingeräumt. Und Schwerverbrechen bleibt Schwerverbrechen, ob ideologisch verklärt oder nicht.

 

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terview-welt.de/2022/01/31/update-polizistenmorde-kusel-tatverd%C3%A4chtiger-im-saarland-festgenommen/

 

Die Opfer gehen uns alle an

 

Die Opfer dagegen gehen uns alle an, denn die feige Bluttat ist, wie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer richtig sagt, ein Angriff auf uns alle: Wieder sterben Menschen in Ausübung ihres Amtes für die Allgemeinheit, für unser aller Sicherheit. Es wird wohl immer schwerer werden, Nachwuchs zu rekrutieren, der sich dazu noch bereit erklärt. Gewalttaten gegen die Polizei oder Amtsträger wie den Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke gedeihen im gesellschaftlichen Klima der Verrohung, in dem Hass und Hetze an der Tagesordnung sind und aus verbaler Gewalt bald tatsächliche wird. Aus Pietät gegenüber den Opfern und ihren Familien verbieten sich politische Forderungen eigentlich, jedoch muss die Frage erlaubt sein (siehe Lübcke-Mord, siehe Anschlag von Hanau), ob in diesem Land wirklich nur Menschen in den Besitz von Waffen gelangen, die dies auch verdient haben. Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz

 

Entscheidungen der Politiker müssen ehrlicher werden

 

Zuerst: Den Familien, Freunden und Kollegen der im rheinland-pfälzischen Kusel erschossenen jungen Polizisten gilt unser Gedenken und Mitgefühl. Der Haltung, Polizisten - aber auch Rettungskräfte, Lokal- und Regionalpolitiker - könne man niederbrüllen, niederknüppeln, niederschießen, um seinem Unmut vor allem über landes- und bundespolitische Entscheidungen handfest Ausdruck zu verleihen, müssen Politiker entgegentreten: Ihre Entscheidungen müssen transparenter, ehrlicher, nachvollziehbarer für jedermann werden. Sie müssen zuvorderst die im Auge haben, die den Kopf für ihre Entscheidungen herhalten. Die schützen, die uns alle schützen!

Quelle: Stuttgarter Zeitung

 

Gesellschaft ist in der Pflicht

 

Das wird nach den neuen Geschehnissen nun gewiss nicht leichter. Zumal die Polizisten immer häufiger Dingen wie Respektlosigkeiten, Rüpeleien bis hin zu gewalttätigen Attacken ausgesetzt sind. Kein Wunder, dass sie sich oft wie die Prügelknaben der Nation fühlen. Die Politik muss sich noch entschlossener vor jene stellen, die ihr Leben riskieren, um anderen Menschen beizustehen.Zugleich ist jedoch auch die Gesellschaft in der Pflicht. Es ist insgesamt wieder mehr Respekt für andere nötig. Sonst wird es schwierig, den dringend benötigten Nachwuchs für die Polizei oder auch die Rettungsdienste zu finden. Quelle: Straubinger Tagblatt

 

Szenen spielen sich in Deutschland nur selten ab

 

Hierzulande geht man davon aus, dass eine nächtliche Polizeikontrolle kein Risiko für Leib und Leben darstellt - weder für die Kontrollierten, noch für die Kontrollierenden. Zwar häufen sich Fälle von Aggression und Gewalt gegen Ersthelfer und Polizeibeamte, wird das Miteinander auch in dieser Hinsicht ruppiger. Doch die tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten in Rheinland-Pfalz machen auch deshalb so fassungslos, weil solche Szenen sich auf deutschen Straßen nur sehr selten abspielen. (...) Die Reaktionen - Schock, Entsetzen und tiefe Betroffenheit - wirken ehrlich, nicht nur routiniert und pflichtschuldig. Unsere Sicherheit im Alltag, die Möglichkeit, ein weitgehend angstfreies Leben zu führen und Freiheiten zu genießen, verdanken wir einem funktionierenden Rechtsstaat und auch jenen Menschen in Uniform, die dafür einstehen. (...) Nicht erst nach Taten wie dieser sollte man sich daran erinnern, was Polizeibeamte im Dienste aller leisten. Quelle: Badische Zeitung, Dietmar Ostermann