Lena Gercke: "Beim Thema Geld sind Scham und Neid im Spiel"

Für Top-Modell und Unternehmerin Lena Gercke bedeutet "Geld" in erster Linie Sicherheit. Und was beim Thema "Finanzen" noch für sie wichtig ist, erzählt sie im Interview.

 

Du hattest schon in jungen Jahren ein recht hohes Einkommen. Wie hast du den Umgang mit Geld gelernt?

 

"Ich hatte eine sehr konservative Geld-Erziehung. Ich bin mit meiner älteren Schwester bei meiner Mutter aufgewachsen. Sie war Lehrerin. Viel Geld war Topnie übrig. Börseninvestments oder ähnliches wären für sie undenkbar gewesen. Mein Vater war das Gegenteil. Er hat sich viel mit Aktien, aber auch Immobilien beschäftigt und mir viel darüber beigebracht. Für mein Gefühl hat er aber immer viel zu riskant investiert. So habe ich einen ganz guten Mittelweg finden können, was meine eigene Geldanlage angeht."

 

Und wie sieht die aus?

 

"Mein erstes Investment war ein echter Reinfall. Ein Kumpel hat mich vor ein paar Jahren überredet, in Schiffsfonds zu investieren, also mich finanziell über einen Fonds an dem Bau von Containerschiffen zu beteiligen. Dann kam die Finanzkrise und das Geld war weitestgehend futsch. Ich hatte damals vom Investieren null Ahnung, habe aber aus der Erfahrung gelernt."

 

Du hast mittlerweile mehrere Immobilien. Was magst du an dieser Anlageklasse?

 

"Meine Immobilien geben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich würde zum Beispiel nie Kryptos kaufen, weil ich das Konzept nicht verstehe und sie für mich keinen reellen Wert darstellen. Eine Immobilie hingegen kann ich sehen und anfassen, ihr Wert existiert tatsächlich. Wenn morgen alles andere zusammenbricht, habe ich immer noch meine Immobilien. Im schlimmsten Fall könnte ich mit meiner Familie selbst in eine meiner Wohnungen ziehen und hätte ein Dach über dem Kopf. Zudem machen mir Immobilien einfach Spaß."

 

Offen über Geld zu reden, fällt vielen sehr schwer. Warum ist das so?

 

"Das stimmt. Geld und besonders wirtschaftlicher Reichtum sind Themen, über die man in Deutschland noch immer nicht gut sprechen kann. Da sind viele Gefühle wie Scham oder auch Neid im Spiel. Es ist schon eine Überwindung, offen über Geld und Besitz zu sprechen. Man möchte ja niemandem zu nahetreten. Aber ich mag den Trend, dass es auch hierzulande immer normaler wird, über diese Themen zu reden."

 

Warum empfindest du das als gute Entwicklung?

 

"Es ist wichtig, andere teilhaben zu lassen. Wir hatten früher nie viel Geld. Ich hatte immer das Gefühl, dass alle, die viel davon hatten, irgendetwas wissen, das ich nicht weiß und vielleicht auch gar nicht wissen soll. Das hatte so etwas Verschworenes. Ich finde es schön, dass diese Über- Geld-spricht-man-nicht-Mentalität langsam verschwindet. Gerade für uns Frauen ist es toll, wenn wir unsere Erfahrungswerte teilen können. Je mehr von uns offen über Geld, Gründen und Investieren sprechen, umso mehr Frauen können davon profitieren, lernen und sich auch selbst finanziell unabhängig machen."

 

Was genau bedeutet für dich Geld?

 

"In erster Linie Sicherheit. Die ersten Jahre habe ich mein Geld einfach auf dem Girokonto gebunkert. Ich war sehr vorsichtig, weil ich für mein Geld hart gearbeitet habe und Angst hatte, es wieder zu verlieren. Gleichzeitig brauche ich nicht viel. Ich habe nie Geld rausgehauen und kaufe mir bis heute kaum Luxusgüter und Statussymbole. Nur fürs Reisen gebe ich gerne Geld aus. Meine Urlaube - allein, aber vor allem mit meiner Familie - sind die besten Investitionen meines Lebens."

pm, ots, Quelle: finanzielle