Ukraine-Krise: Gezielte US-amerikanische Kampagne?

In seiner Einschätzung zur Ukraine-Krise verweist Oskar Lafontaine auf die Professorin für internationale Politik an der New School in New York, Nina Chruschtschowa.

 

Die hatte sich im Magazin "Stern" zur Ukraine-Krise geäußert. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass es keine Invasion geben soll und geben wird. Ich kann mich wahnsinnig täuschen. Aber wie ich Russland kenne, gibt es für Moskau keinen Grund, einen Krieg zu wollen. Für mich sieht es nach einer gezielten US-amerikanischen Kampagne aus. Die Entwicklungen der letzten Wochen erinnern in erschreckender Weise an das Vorspiel des Irak-Krieges. Damals machten die USA die Welt glauben, Saddam Hussein verfüge über biologische und chemische Massenvernichtungswaffen, was sich als Lüge entpuppte. Jetzt beschwört man die Gefahr einer russischen Invasion in die Ukraine herbei.“

 

Für sechs Milliarden Dollar Panzer verkauft

 

Die US-Waffenindustrie, so Lafontaine in seinem Facebook-Post, reibe sich mittlerweile die Hände, habe sie doch gerade erst wieder den Polen für sechs Milliarden Dollar Panzer verkauft. Und während Europa zum eigenen Schaden und vor allem zum Schaden Deutschlands Sanktionen verhänge, vergrößerten die USA fröhlich ihren Handel mit Russland und kauften vor allem Öl.

 

Mit gutem Beispiel vorangehen

 

"Warum hat Scholz, als Biden lächelnd erklärte, im Falle eines russischen Angriffs werde Nordstream 2 stillgelegt, nicht sofort erklärt: Darüber entscheidet Deutschland, aber ich bin sicher, dass Sie Herr Präsident, was die russischen Öllieferungen angeht, dann mit gutem Beispiel vorangehen werden?", so der Linken-Politiker.

 

Sahra Wagenknecht war die "Putin-Versteherin"

 

Anne Will hätte Nina Chruschtschowa in ihre Sendung einladen sollen, sagt Lafontaine. Es wäre spannend geworden, zumal die US-Professorin nicht so leicht als „Putin-Versteherin“ verunglimpft werden können. "So vertraten die EU-Kommissionspräsidentin Von der Leyen, der SPD-Vorsitzende Klingbeil, der CDU-Außenpolitiker Röttgen und die Mitarbeiterin der Brookings Institution Constanze Stelzenmüller die US-Kriegspropaganda", so Lafontaine. Und Sahra Wagenknecht habe die Redaktion die Aufgabe zugedacht, die „Putin-Versteherin“ zu geben.

 

Nur gemeinsam Sicherheit finden

 

"Die Diskussion zeigte wieder einmal: Auf die Idee, dass man den Frieden nur erreichen kann, wenn man die anderen, in diesem Fall die Russen und Putin, versteht, scheint unter den deutschen Politikern und Journalisten, die sich an der dauernden Kriegshetze beteiligen, kaum noch jemand zu kommen", schreibt Lafontaine in seinem Post.  Besonders der neue SPD-Vorsitzende Klingbeil habe den Eindruck gemacht, noch nie etwas von der Ost- und Entspannungspolitik Willy Brandts gehört zu haben, nach der man nur gemeinsam Sicherheit finden könne, und nicht, wenn man den anderen verteufele und seine Interessen nicht ernst nehme.

 

Pressefreiheit totalitärer Staaten

 

Wie sehr große Teile des deutschen Journalismus auf den Hund gekommen seien, hätte man an den Kommentaren nach der Sendung gesehen, in der eine Reihe von Journalisten, die offensichtlich ihren Beruf verfehlt hätten, ernsthaft die Auffassung vertreten würde, man sollte Leute wie Sahra Wagenknecht, die dafür werbe, auch die russischen Sicherheitsinteressen zu berücksichtigen, gar nicht mehr einladen. Als lechzten sie geradezu nach der „Pressefreiheit“ totalitärer Staaten, so die Auffassung Lafontains.

 

Ohne Kritik nachgebetet

 

"Trotz der vielen Kriege, die die USA mit Lügen begonnen haben, ist die Gehirnwäsche des Pentagon so erfolgreich, dass jede US-Kriegspropaganda von großen Teilen der Politiker und Journalisten in Deutschland und Europa kritiklos nachgebetet wird", sagt der Politiker.  Sie schienen nicht mehr zu verstehen, dass die Russen sich mit demselben Recht dagegen wehrten, US-Truppen und -Raketenbasen an ihrer Grenze zu haben, wie die USA sofort mit Krieg drohen würden, wenn russische oder chinesische Truppen oder Raketenbasen in Kuba, Mexiko, Kanada oder Venezuela stationiert würden.

 

Mehrheit der Deutschen denkt anders

 

Es sei ein Trost, zu wissen, dass trotz der Kriegshetze von Politikern und Medien, die Mehrheit in Deutschland anders denke. 90 Prozent wollten nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage gute Beziehungen zu Russland. Weil sie wüssten, dass Russland ein europäisches Land ist und Gorbatschows Idee eines gemeinsamen Hauses Europa nicht vergessen haben. Er habe die deutsche Einheit ermöglicht und die russischen Truppen aus Deutschland und Europa zurückgezogen.

 

"Wollen Volk der guten Nachbarn sein"

 

Und die Älteren erinnerten sich noch daran, dass die Russen seit Napoleon immer wieder überfallen wurden, und dass durch Hitlers Vernichtungskrieg 25 Millionen Menschen in der Sowjetunion ihr Leben verloren haben.

„Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein“, sagte Willy Brandt einmal. "Dieses Vermächtnis sollte wieder zur Leitlinie der deutschen Außenpolitik werden", so Lafontaine in seinem Facebook-Post.

Quelle: https://www.facebook.com/oskarlafontaine