Internationaler Frauentag: Corona-Pandemie erschwert Fortschritt

In der letzten Dekade der Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen ist die Erreichung des Ziels 5, "Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Mädchen und Frauen erreichen" in weiter Ferne.

 

Selbst bei Fortsetzung des "Vor-Corona-Trends" in diesem Bereich würde es noch 99,5 Jahre dauern, bis sich die weltweite Geschlechterlücke schließt. Das ergeben Schätzungen des Global Gender Gap Reports 2020, der sich auf Erhebungen bis Ende 2019 bezieht. Aufgrund der Corona-Krise rückt dieses Ziel nun in noch weitere Ferne. Weil Frauen und Mädchen besonders hart von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen sind, wird aus dem bisher viel zu langsamen Fortschritt an vielen Orten ein Rückschritt. Darauf macht die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März aufmerksam.

 

Rückschritte durch Covid-19

 

"Im Jahr 2021 hat noch immer kein Land der Welt Geschlechtergerechtigkeit erreicht. Auch wenn es in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte gab, liegen die Ergebnisse meilenweit hinter dem zurück, was sich die Staatengemeinschaft mit der Agenda 2030 zum Ziel gesetzt hat. Viele der hart erkämpften Errungenschaften hat die Corona-Pandemie bereits jetzt zunichtegemacht," sagt Angela Bähr, Programmdirektorin und stellvertretende Geschäftsführerin der DSW.

 

Starker Anstieg Teenagerschwangerschaften

 

"Wir erhalten viele Berichte aus unseren ostafrikanischen Partnerländern, in denen mit einem starken Anstieg der Teenagerschwangerschaften aufgrund des pandemiebedingten Lockdowns gerechnet wird. Die meisten dieser Mädchen müssen die Schule abbrechen und erhalten keine Chance, aus ihrem Leben in Armut und Abhängigkeiten aussteigen zu können. Dies ist nur ein Beispiel von vielen für die Rückschritte, die wir auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung derzeit erleben."

 

Corona führt zum Anstieg von Gewalt

 

Laut des UN-Nachhaltigkeitsberichts von 2020, führt die Corona-Pandemie außerdem zu einem Anstieg von geschlechts-spezifischer und sexualisierter Gewalt. Hierzu gehört auch eine Zunahme von sogenannten schädlichen Praktiken wie Frühverheiratungen und weiblicher Genitalverstümmelung. "Patriarchale Strukturen, systematische Benachteiligung, mangelnde Aufklärung, eine schlechte Gesundheitsversorgung sowie geschlechtsbasierte und sexualisierte Gewalt erhöhen das Risiko für schwerwiegende seelische und körperliche Folgen für Mädchen und Frauen erheblich - besonders in Entwicklungsländern.

 

Themen müssen größere Rolle spielen

 

Daher müssen diese Themen in der deutschen Entwicklungspolitik eine größere und nicht - wie derzeit der Fall - eine geringere Rolle spielen als bisher. Dass das Entwicklungsministerium sich entschieden hat, seinen Genderaktionsplan Ende 2020 auslaufen zu lassen, ist gerade in dieser Situation eine Bankrotterklärung", sagt Angela Bähr. pm, ots

Bildrechte: DSW / Brian Otieno Fotograf: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)