Protest im TV bringt Putin nicht in Gefahr - 230 Euro Geldstrafe für TV-Mitarbeiterin

Der spektakuläre TV-Protest gegen den Ukraine-Krieg wird aus Sicht des Russland-Experten Vasily Astrov für Russlands Präsidenten Wladimir Putin nicht zur Gefahr.

 

"Natürlich wurde diese Geschichte von den oppositionellen Medien aufgefangen, aber dass dieser Funke für etwas Größeres reichen wird, wage ich zu bezweifeln", sagte der Sanktionsspezialist vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Putin werde es noch eine Weile gelingen, seine Bevölkerung mit einer Mischung aus Propaganda und Repression gegen jede Unmutsäußerung hinter sich zu einen.

 

Russen sind sehr geduldig

 

Der nach Astrovs Einschätzung entscheidende Vorteil des Kreml-Chefs: "Die Russen sind bekanntlich sehr geduldig und an Krisen gewöhnt." In der jüngeren Vergangenheit habe das Land schon vier Krisen durchlaufen, Anfang der 1990er, 1998, 2008-2009 und zuletzt 2014-2015. Die Hoffnung in der Ukraine und im Westen, Putin werde eines nicht allzu fernen Tages doch gestürzt, sei deswegen "nicht sehr wahrscheinlich".

 

Meldungen über Kriegsschäden die Wucht nehmen

 

Putin könne es auch weiterhin gelingen, den Meldungen über die Kriegsschäden und getötete russische Soldaten die Wucht zu nehmen, vor allem bei der älteren und weniger gebildeten Bevölkerung, die sich nur das staatliche oder staatsnahe Fernsehen anschaue. "Bei den Jüngeren und Gebildeten wird es viel schwieriger", schätzt der Putin-Kenner. Auch das werde aber absehbar nicht bedrohlich für Putin.

 

Keinen Machterhalt für ewig

 

Letztlich sei alles eine Frage der Zeit, sagte der WIIW-Ökonom der "NOZ". Einen Machterhalt für ewig sieht auch er nicht. "Langfristig wird es ohne Wirtschaftswachstum und eine Verbesserung des Lebensstandards nicht funktionieren." pm, ots

 

Info: Die TV-Mitarbeiterin, die im russischen Kanal 1 gegen den Ukraine-Krieg während einer Live-Sendung protestierte, soll eine Geldstrafe von umgerechnet 230 Euro zahlen, so Medienberichte.