Dissident Michail Chodorkowski: Angela Merkel hat Putin immer richtig beurteilt

Nach der Meinung des ehemals reichsten Mann Russlands, Michail Chodorkowski, hat Wladimir Putin sich mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine verkalkuliert.

  • "Er kann es sich nicht erlauben, diesen Krieg zu beenden, weil er weiß, dass das sein Ende wäre", sagt der ehemalige Chef des russischen Öl-Konzerns Yukos, der zehn Jahre in Lagerhaft verbrachte, nachdem er beim Kreml in Ungnade gefallen war.

Putin sei zu Kriegsbeginn davon ausgegangen, "dass er in drei Tagen das Regime in Kiew auswechseln kann und der Westen sich mit dieser neuen Realität schnell abfindet".

  • Nur dem entschiedenen Widerstand der Ukrainer sei es zu verdanken, dass dieser Plan gescheitert sei. "Der Westen hätte die Invasion hingenommen."
  • Nun stehe der Westen vor der Entscheidung: "Entweder ihr macht die Ukraine verteidigungsfähig, oder ihr übergebt sie Putin - und gebt ihm zu verstehen, dass er tun kann, was er will."

Deutschlands Haltung zu Russland sieht Chodorkowski kritisch. Gerhard Schröder habe nicht nur Putin und Deutschlands Interessen falsch eingeschätzt.

  • Chodorkowski vermutet außerdem, "dass er in erheblichem Maß in Putins Schuld steht und sich verpflichtet fühlt, diese Schuld abzuarbeiten".
  • Angela Merkel hingegen haben Putin stets richtig beurteilt. "Ihr Fehler war nur, dass sie dachte, sie könnte Putin in Schach halten."

Das Magazin "stern" empfing Chodorkowski in einer Villa im Londoner West End, dem Sitz seiner Stiftung "Offenes Russland", mit der er für die Demokratisierung in seiner Heimat kämpft.

  • Obwohl prominente Oppositionelle wie er gefährlich leben, waren weder Bodyguards anwesend, noch gab es Metalldetektoren. Chordorkowski gab sich furchtlos. "Wenn Putin eine Entscheidung trifft, werde ich kaum überleben. An diesen Zustand bin ich gewöhnt."
    pm, ots, Foto: Lina Kivaka