Der Chef des Hanser Verlags, Jo Lendle, sieht Preiserhöhungen auf den deutschen Buchmarkt zukommen.
"Bücher werden sicher teurer werden. Wir haben den Wert von Büchern lange Zeit zu wenig deutlich gemacht. Das müssen wir jetzt nachholen", sagte der Verleger des Münchner Carl Hanser Verlages im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
- "Ich habe in der Verlagsbranche immer am Abgrund gearbeitet. Aber jetzt, in Zeiten der Energiekrise, scheint der Abgrund viel tiefer zu sein", schätzte Lendle die aktuelle Lage der Branche ein. Gestiegene Kosten machten Kalkulationen enger.
- "Diese Enge darf uns aber nicht im Kopf eng machen", sagte Lendle und forderte, für junge literarische Talente gerade jetzt aufmerksam zu bleiben.
In der Corona-Krise haben sich nach Lendles Einschätzung die Arbeitsbeziehungen in der Verlagsbranche als belastbar erwiesen.
- Lendle schränkte aber ein: "Das Problem der Corona-Krise war für mich, dass ich viel zu wenig Input bekommen habe. Das ist schlecht für mich, aber vor allem schlecht für all die Newcomer, die jetzt erst in die Literaturbranche kommen. Sie hatten es sehr schwer, überhaupt sichtbar zu werden."
Diese Sichtbarkeit wird Lendle zufolge aber gebraucht. "Viele Autorinnen und Autoren suchen literarische Antworten auf ein Erleben, das sich mit allgemeinen Wahrheiten nicht mehr greifen oder erklären lässt", sagte Lendle der NOZ.
Nach seiner Einschätzung verändert sich Literatur grundsätzlich: "Ich finde, dass sich auf dem Hintergrund der Deglobalisierung literarische Ästhetiken gerade langfristig verändern".
pm, ots
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