Angela Merkel: "Kriege gehen am Verhandlungstisch zu Ende"

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigt in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" ihre ablehnende Position gegenüber Kritikern ihrer Russland- und Energiepolitik.

 

Selbstkritisch äußert sie sich zu den mangelnden Investitionen in die Bundeswehr in ihrer Regierungszeit. Auch CDU/CSU hätten nicht genug für die Abschreckung getan.

  • Stärkere Bemühungen um Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland hält sie für wünschenswert.

Zum nie erreichten Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bundeswehr zu investieren, sagt sie:

  • "CDU und CSU waren die Einzigen, die das überhaupt noch in ihrem Regierungsprogramm hatten. Aber auch wir hätten schneller auf die Aggressivität Russlands reagieren müssen. Deutschland hat das Zwei-Prozent-Ziel trotz Erhöhung nicht erreicht. Und auch ich habe nicht jeden Tag eine flammende Rede dafür gehalten."
  • Merkel verweist in dem Zusammenhang auf den NATO-Doppelbeschluss, der eine doppelte Herangehensweise aus Nachrüstung und Diplomatie beinhaltet habe.
  • "Übertragen auf das Zwei-Prozent-Ziel heißt das, dass wir für die Abschreckung durch höhere Verteidigungsausgaben nicht genug getan haben", so die ehemalige Kanzlerin.

Die Position weitergehender Kritiker hingegen entspreche nicht ihrer Meinung.

  • "Sich dem einfach zu beugen, nur weil es erwartet wird, hielte ich für wohlfeil. Ich habe mir so viele Gedanken damals gemacht!
  • Es wäre doch geradezu ein Armutszeugnis, wenn ich jetzt, nur um meine Ruhe zu haben und ohne wirklich so zu denken, einfach sagen würde: Ach, stimmt, jetzt fällt's mir auch auf, das war falsch."

"Kriege gehen am Verhandlungstisch zu Ende", sagt Merkel auf die Frage, wie der Krieg in der Ukraine enden werde.

  • Auf die Frage, ob man es allein der Ukraine überlassen könne, wann und unter welchen Umständen Verhandlungen beginnen, sagt die frühere Bundeskanzlerin:
  • "Es gibt einen Unterschied zwischen einem Diktatfrieden, den ich wie viele andere nicht will, und freundschaftlich offenem Gespräch miteinander. Mehr will ich dazu nicht sagen.
    pm, ots
    Foto: The Pixelman/Pixabay