Geschichte Spezial: Auf der Suche nach dem Erdmantel

Als die USA und die Sowjetunion Mitte des 20. Jahrhunderts begannen, um die Vorherrschaft im Weltraum zu wetteifern, lieferten sie sich auch ein Wettrennen in die entgegengesetzte Richtung.

 

Beide Länder wollten das tiefste Loch graben, um den Erdmantel zu erreichen und so das Innere des Planeten besser zu verstehen und ihre technische Kompetenz unter Beweis zu stellen. Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler unternahm 1961 einen ersten Versuch, das tiefste Loch zu bohren, indem sie in den Tiefseeboden bohrten, wo die Erdkruste dünner ist. Nach jahrelanger Planung begann die Sowjetunion 1970 mit der Bohrung eines Lochs auf der Kola-Halbinsel am Polarkreis. Schließlich starteten die Deutschen 1990 ihr eigenes Projekt in Bayern.

 

Niemand erreichte den Erdmantel

 

Letztlich erreichte niemand den Erdmantel. Die Sowjetunion landete dennoch an der Spitze: Um 1989, nach etwa 20 Jahren Bohrarbeit am Kola-Supertiefbohrloch, erreichten die Sowjets eine Tiefe von etwa 12 Kilometern. Das Loch hat einen Durchmesser von nur etwa 23 Zentimetern und ist damit zu klein, als dass ein Mensch hineinfallen könnte. Trotzdem wurde es 2008 mit einer Metallkappe verschlossen. Es ist bis heute das tiefste von Menschenhand geschaffene Loch der Erde.

 

Wichtige Erkenntnisse für Öl- und Gastindustrie

 

Die USA bohrten bis zu einer Tiefe von 184 Metern unter 3.550 Metern, bevor ihnen 1967 die Finanzierung entzogen wurde. Dennoch läutete das Projekt eine neue Ära der Meeresforschung ein und brachte wertvolle geologische Proben zutage. Deutschland bohrte über 8,8 Kilometer, doch die Bohrung wurde zu heiß, um weiterzumachen – niedrigere Temperaturen waren ein Vorteil der Sowjetunion am Polarkreis. All diese Bemühungen ebneten den Weg für zukünftige wissenschaftliche Bohrprojekte und führten zu einer Technologie, die noch heute in der Öl- und Gasindustrie eingesetzt wird. mei

Foto: Pixabay